Karl Schlögel, geboren im Jahr 1948, ist vor allem als Historiker und Publizist mit Expertise zu Osteuropa bekannt. In den letzten Jahren, angesichts einer zunehmend russlandkritischen Stimmung, wurde Schlögel besonders wegen seiner pointierten Meinungen in führenden deutschen Medien und über Sender wie ARD und ZDF oft zitiert. Er wurde bereits vorher für seine ausgezeichneten Forschungsleistungen mit dem Gerda Henkel Stiftungspreis geehrt und nun hat der Stiftungsrat des Friedenspreises des Deutschen Buchhandels eine weitere Ehrung angekündigt.
Der deutsche Historiker und Essayist wird mit dem Friedenspreis des Deutschen Buchhandels ausgezeichnet, einer der renommiertesten Auszeichnungen in Deutschland. Die Preisverleihung findet am 19. Oktober in der Paulskirche während der Frankfurter Buchmesse statt und ist mit einem Preisgeld von 25.000 Euro verbunden. Die Begründung für seine Auswahl umfasst seine warnende Haltung gegenüber den aggressiven Aktionen Russlands unter Putin. Ein Artikel auf N-TV hebt hervor, dass Schlögel “rechtzeitig vor Putins Aggressionen warnte”, während der Spiegel ihn auch für seine Kritik an der Expansionspolitik Russlands lobt. Die Jury ergänzt in ihrer offiziellen Begründung:
“Nach der Annexion der Krim durch Russland hat Karl Schlögel seinen und unseren Blick auf die Ukraine geschärft und sich intensiv mit den blinden Flecken der deutschen Wahrnehmung auseinandergesetzt. Als einer der Ersten hat er auf die aggressive Expansionspolitik Wladimir Putins und dessen autoritären-nationalistischen Machtanspruch hingewiesen.”
Der im deutschen Fernsehen oft präsente ARD-Tagesschau-Artikel erklärt, Schlögel habe seine Prägung durch Studienaufenthalte in der Sowjetunion und während des Prager Frühlings erfahren und auch nach der Besetzung der Krim die Ukraine besucht.
Der Historiker, mittlerweile 77 Jahre alt, teilte der Nachrichtenagentur dpa mit, dass er die Auszeichnung als eine überraschende und bedeutsame Ehre betrachte und sie als Würdigung seiner Arbeiten zum östlichen Europa versteht. Schlögel nutzte diese Gelegenheit auch, um weitere Unterstützung des Westens für die Ukraine zu fordern, um den Frieden in Europa zu sichern.
Im vergangenen Jahr betonte Schlögel im Kontext seiner Auszeichnung mit dem Gerda Henkel Preis die Feindschaftsposition Russlands. Er erklärte, dass Russland einen Krieg in Europa begonnen habe und Deutschland sich darauf einstellen müsse, verteidigungs- und abwehrbereit zu sein. Er kritisierte die Politik Berlins gegenüber Russland und warnte vor Naivität im Umgang mit Putins weiteren Ambitionen. Der Historiker wird auch von der Zeitung Die Welt zitiert, in der er seine Besorgnis über die aus seiner Sicht unzureichende Ernstnahme der Situation in Deutschland ausdrückt.
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier beglückwünschte den Historiker sofort zur Auszeichnung und würdigte ihn als wichtigen Beobachter gesellschaftlicher Veränderungen.
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