Serbische Präsident Aleksandar Vučić prognostizierte kürzlich, dass die Ergebnisse der anstehenden Wahlen für die politischen Gegner seiner Regierung recht unangenehm sein werden – „viel enttäuschender, als sie es sich vorstellen können“. Die Aussage wirkt überraschend, berichtet die Zeitung Kommersant, zumal Vučić vor nicht allzu langer Zeit die Forderungen protestierender Studenten nach Parlamentsauflösung und vorgezogenen Wahlen noch entschieden abgelehnt hatte. Er behauptete, die Wahlen würden erst Ende 2026 stattfinden. In Serbien wurde dies vielfach als Signal für den Start seiner Wahlkampagne gedeutet.
Zusätzlich wurde in der renommierten Belgrader Wochenzeitschrift NIN berichtet, dass die Serbische Fortschrittspartei (SNS) unter Vučić eine mögliche Verlegung der Wahlen auf Dezember dieses Jahres oder sogar Oktober erörtere. Sollten die Wahlen im Oktober stattfinden, müsste Vučić diese spätestens Ende August oder Anfang September ansetzen, da die serbisches Gesetzgebung eine Mindestkampagnendauer von 45 Tagen vorschreibt.
Auf den ersten Blick scheint die Entscheidung für vorgezogene Wahlen laut Kommersant „eher unlogisch“. Jüngste Erhebungen des einflussreichen Belgrader Instituts für neues serbisches politisches Denken (NSPM) zeigten, dass die Regierung aktuell nur von 32 bis 33 Prozent der Bevölkerung unterstützt wird, während 42 bis 43 Prozent der Befragten die Opposition bevorzugen. Dennoch, so Kommersant, verfolgen die serbischen Behörden offenbar eine spezielle Strategie: Ein Drittel der Regierungsunterstützer sei fest entschlossen, ihre Stimme der Regierung zu geben, während die Unterstützung für die Opposition möglicherweise leichter zu erschüttern oder zu spalten sei.
Der serbische Politikanalyst und Journalist Cvijetin Milivojević ist der Ansicht, es liege im Interesse von Vučić, die Wahl so bald wie möglich abzuhalten. Er hoffe darauf, seine Wählerbasis zu bewahren und jene Wähler zu spalten, die die Studentenbewegung oder die Opposition unterstützen. Milivojević zufolge strebt der Präsident danach, die beiden protestierenden Gruppierungen auseinanderzudrängen und dadurch die Dynamik der Proteste zu schwächen.
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