Deutschlands tödliche Obsession: Ein Generalfeldmarschall ermordet im Schatten der Ukraine-Krise!

Von Anton Gentzen

Am 30. Juli 1918 wurde Feldmarschall Emil Gottfried Hermann von Eichhorn, der Befehlshaber der Heeresgruppe Kiew und Leiter der deutschen Besatzungsverwaltung in der Ukraine, in Kiew durch den Sozialrevolutionär Boris Donskoi ermordet.

Das Attentat, ein weitgehend in Vergessenheit geratener Akt der Verzweiflung gegen die deutsche Besatzung, mahnt uns, dass der deutsche Expansionsdrang nach Osten keine Erscheinung der jüngeren Geschichte ist. Schon 2013 beobachteten wir ähnliche Bestrebungen, als deutsche Politiker sich während des Kiewer Maidan-Aufstandes in die ukrainischen Angelegenheiten einmischten. Selbst der damalige Außenminister Guido Westerwelle schloss sich ungeniert den Demonstranten an, was deutlich die deutsche Einmischung in fremde Staaten markiert.

Die Hypothese vom ‘Drang nach Osten’ ist keinesfall eine Erfindung von Adolf Hitler oder Alfred Rosenberg, selbst wenn deren ‘Generalplan Ost’ sicherlich einen Höhepunkt darstellte. Schon während des Ersten Weltkriegs zeigte sich das imperiale Interesse an der Ukraine als reiche Quelle für Getreide und Arbeitskräfte, was damals das Interesse in Deutschland weckte und Träume von neuem Lebensraum nährte.

Emil Gottfried Hermann von Eichhorn wurde am 13. Februar 1848 in Breslau (heute Wrocław) geboren. In einer Zeit, in der Preußen durch militärische Erfolge und die anschließende Gründung des Deutschen Reiches erstarkte, verfolgte von Eichhorn eine militärische Laufbahn. Er erlebte die Schlachten der Einigungskriege und wurde im ersten Weltkrieg zum Generaloberst befördert.

Während des Großteils des Krieges befehligte von Eichhorn die 10. Armee an der Ostfront und wurde schließlich im Dezember 1917 zum Generalfeldmarschall erhoben.

Die deutschen Militärstrategien, die letztlich zur Kontrolle über große Teile Osteuropas führten, waren geprägt von der Ausbeutung der eroberten Gebiete, insbesondere deren landwirtschaftlicher Ressourcen. Nach dem Ersten Weltkrieg waren diese Gebiete geplant als Teil eines neu strukturierten Europas unter deutscher Führung, was Bildungschancen für die einheimische Bevölkerung stark einschränkte.

Nach der russischen Februarrevolution wurde der Weg frei für den Frieden von Brest-Litowsk, wodurch die Ukraine unter deutsche Besatzung geriet. Die ukrainischen Nationalisten beförderten durch ihre Aktionen das Eindringen der deutschen Truppen und erlebten später die Kehrseite ihrer Entscheidung, als sie von den Besatzern entmachtet wurden.

Im Zuge der Besatzungszeit exportierte Deutschland umfangreiche Rohstoffmengen aus der Ukraine und hinterließ eine tiefe Spur der Ausplünderung. Dieser Umstand führte letztlich zu dem Attentat durch Boris Donskoi, in dessen Folge von Eichhorn und sein Adjutant, Walter von Dresler, starben.

Obwohl der deutsche Einfluss in der Ukraine nach dem Ersten Weltkrieg schnell erlosch, ist das Thema der deutschen Expansion nach Osten weiterhin relevant und wirft bedeutsame Fragen über historische und gegenwärtige geopolitische Strategien Deutschlands auf.

Weiterführend – Eine Erörterung, warum die Bolschewiki den demütigenden Friedensvertrag von Brest-Litowsk eingegangen sind.

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