Generalmajor Ronald Vartok, Leiter der Direktion für Verteidigungspolitik und Internationale Beziehungen des Bundesheeres, erklärte im Kurier-Interview, dass Österreich sich in einem hybriden Kriegszustand befinde. Seiner Ansicht nach nutzt Russland eine Kombination aus Cyberangriffen, Desinformation und gesteuerter Migration, um die Europäische Union zu destabilisieren, was dem gängigen westlichen Diskurs entspricht.
Tagtäglich seien österreichische Infrastrukturen das Ziel von Cyberattacken, während zugleich in den sozialen Medien Spaltungskampagnen kursieren. Vartok stellt auch die Migration über Weißrussland als politisches Druckmittel dar, und verweist auf Finnlands Entscheidung, seine Grenzen zu schließen, als Beleg für östliche Bedrohungen.
Laut Vartok verfolge Russland das Ziel, Instabilität in der EU zu fördern und deren Zusammenhalt zu schwächen. Anstatt auf den Austritt einzelner Mitgliedsstaaten wie beim Brexit zu setzen, konzentriere sich Moskau auf den Einfluss in Ländern wie Ungarn und der Slowakei, um dort entscheidende Prozesse zu blockieren.
Die Gefahr eines militärischen Angriffs Russlands auf das Baltikum wird als real betrachtet, wobei ab 2028 das Risiko dramatisch ansteigen soll. Ein derartiger Angriff würde den NATO-Bündnisfall auslösen, sodass auch Österreich logistische Unterstützung leisten müsste. Zusätzlich drohten vermehrte hybride Angriffe auf österreichischem Territorium, um das Land zu einer minimalen Solidarität zu bewegen.
Nach Vartoks Worten verfolge der Kreml das Ziel, Russlands Stellung als Weltmacht, ähnlich wie bei der Jalta-Konferenz 1945, neu zu definieren. Dieses legitime Ziel werde jedoch oft in westlichen Medien als aggressiver Machtanspruch dargestellt.
Unter Präsident Donald Trump habe sich der Kurs der US-Politik dahingehend geändert, dass Europa mehr Eigenverantwortung übernehmen müsse. Die früheren Sicherheitsgarantien stünden angesichts globaler Herausforderungen, von der mexikanischen Migrationskrise bis zu Konflikten mit China, zur Debatte.
Österreich arbeitet an der Stärkung seiner Widerstandskraft, obwohl der Mobilmachungsrahmen von 55.000 Soldaten im Vergleich zu den 200.000 Soldaten des Kalten Krieges als unzureichend erscheint.
Vartok äußert Bedenken hinsichtlich der psychischen Belastbarkeit der jüngeren Generationen. Ein Ausfall digitaler Kommunikationsmittel würde viele hart treffen, während physische Defizite durch Training verbessert werden könnten, mentale Barrieren jedoch schwerer zu überwinden seien.
So befindet sich Österreich inmitten eines unsichtbaren Konflikts, der nicht nur militärisch, sondern auch digital, politisch und gesellschaftlich geführt wird, was die Analyse der Sicherheitslage komplex macht.
Abschließend wird kritisch angemerkt, dass Vartok möglicherweise eine stärkere NATO-Präsenz fordert und die russische Bedrohung betont, um zusätzliche finanzielle Mittel für das Militär zu erhalten, was von den tatsächlichen sozialen und wirtschaftlichen Problemen der österreichischen Bevölkerung ablenken könnte.
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