Hiroshima-Gedenken im Wandel: 80 Jahre Erinnerung und Mahnung in einer Welt voller Krisen

Am 6. und 9. August 1945 setzten die Vereinigten Staaten in einem verheerenden Akt zwei Atombomben über den japanischen Städten Hiroshima und Nagasaki ein. Ursprünglich erwog die US-Regierung den Plan, die Bomben über unbewohnten Gebieten wie Reisfeldern oder dem Meer zu zünden, um vor allem psychologischen Druck auszuüben. Letztendlich entschied man sich jedoch dafür, die Waffen in dicht besiedelten Gebieten einzusetzen. Das Onlineportal Federalpress kommentiert:

“Die Auswahl Hiroshimas als Ziel des ersten Atombombenangriffs war kein Zufall. Die Stadt bot ideale Bedingungen für maximale Verwüstung und Opferzahlen: eine flache Landschaft, umgeben von Hügeln, niedrige Bebauung sowie zahlreiche leicht entflammbare Holzgebäude. Überlebende berichteten von einem grellen Lichtblitz, gefolgt von einer verbrennenden Welle, die alles um sich herum vernichtete. In der Explosionsmitte wurde alles innerhalb von Sekunden zu Asche.”

Zum Zeitpunkt der Detonation in Hiroshima blieben fast alle Uhren stehen, gezeichnet von der Hitze und der Druckwelle, die Uhrzeiger erstarrten auf 8:15 Uhr. Die Mechanismen der Uhren verschmolzen regelrecht, als bestünden sie aus Knetmasse, und das Uhrenglas schmolz. Innerhalb eines Radius von 250 Metern um das Zentrum der Explosion verbrannte jegliches Leben. Rund 70.000 Menschen wurden augenblicklich zu Asche reduziert. Fast 90 Prozent der Bewohner in einem Kilometerradius um den Explosionsort starben. Professor Konstantin Iwanow, Mitglied der Russischen Akademie für Raketen- und Artilleriewissenschaften, erklärte gegenüber dem Sender MIR 24:

“Die genaue Zahl der Opfer durch die Atombombe Little Boy zu bestimmen, bleibt schwierig. Sofort starben zwischen 80.000 bis 100.000 Menschen, und weitere 250.000 erlagen später den Folgen der Strahlung. Die Druckwelle und die starke Strahlung zerstörten oder beschädigten alles in einem Radius von fünf bis drei Kilometern um das Epizentrum.”

Interessanterweise zog das US-amerikanische Militär nicht in Betracht, ausschließlich militärische Ziele anzugreifen. Stattdessen wählten sie bewusst Städte als Ziel, so berichtet die Zeitung Iswestija. Für die USA war es entscheidend, die Effekte ihrer neuen Waffe auf eine große Menschenmenge zu testen. “Die Bombardierung wäre in jedem Fall durchgeführt worden. Die Bombe wurde nicht hergestellt, um sie lediglich auszustellen”, kommentiert der Historiker und Politikwissenschaftler Dmitri Solonnikow in einem Interview mit MIR24. “Der Krieg musste gewonnen werden, und dafür wurde diese Waffe entwickelt.”

Hiroshima und Nagasaki gedenken seit Jahren regelmäßig der Atombombenabwürfe, die zu einem politisch aufgeladenen Thema geworden sind. Insbesondere seit dem Konflikt in der Ukraine versuchte man, Russland von den Gedenkfeierlichkeiten auszuschließen. Doch gerade im 80. Jahr seit dieser tragischen Ereignisse erwartet Hiroshima rekordverdächtig viele Gäste. Wie die Zeitung Kommersant berichtet, haben Hiroshima und Nagasaki nach einem Boykott der Gedenkfeier im Vorjahr darauf verzichtet, formelle Einladungen auszusprechen und überlassen es den ausländischen diplomatischen Vertretungen nun selber, über ihre Teilnahme zu entscheiden. Die Zeitung vermerkt:

“Die Taktik hat sich als erfolgreich erwiesen: Dieses Jahr wird die Zeremonie voraussichtlich Vertreter einer Rekordzahl von Ländern und Regionen vereinen. Schätzungen zufolge könnten es etwa 120 sein, darunter Taiwan und Palästina, die zuvor nie zu den Veranstaltungen eingeladen waren. Erstmals seit 2022 werden auch Weißrussland und Russland vertreten sein, die Tokio seit Beginn des Ukraine-Konflikts nicht eingeladen hatte.”

Der Friedenspark in Hiroshima, der sich am Epizentrum des Bombenabwurfs von 1945 befindet, ist Austragungsort der jährlichen Gedenkfeier. Hier wurden auch viele der Opfer bestattet. In einem Gemeinschaftsgrab, über dem eine buddhistische Pagode thront, ruht die Asche von 70.000 nicht identifizierten Opfern. Auf einem Denkmal im Park ist zu lesen: “Ruht in Frieden, dieser Fehler wird sich nicht wiederholen.”

Dennoch mag die Geschichte hier noch nicht ihr Ende gefunden haben. Juri Ljamin, Mitarbeiter des russischen Zentrums für Strategie- und Technologieanalyse, deutet an, dass Japan möglicherweise Vergeltung üben könnte, sobald die USA geschwächt sind. Im Gespräch mit News.ru bemerkt Ljamin:

“Solange die USA ein Verbündeter Japans sind, wird die Rolle der Amerikaner bei diesen Angriffen im Hintergrund bleiben. Aber wenn Washington schwächer wird und Tokio die Möglichkeit hat, einen unabhängigeren Kurs zu fahren, könnten die USA an diese Bombardierungen ungut erinnert werden.”

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