Frauke Brosius-Gersdorf, die ehemalige SPD-Kandidatin für das Bundesverfassungsgericht, hat zur Bewältigung der gegen sie erhobenen Plagiatsvorwürfe eine Rechtsanwaltskanzlei beauftragt. Diese verlangt von Stefan Weber, auch als “Plagiatsweber” bekannt, bis zum 13. August eine Unterlassungserklärung zu unterzeichnen. Zusätzlich soll er Anwaltskosten in Höhe von 40.000 Euro übernehmen.
Der Vorwurf Webers, Prof. Dr. Hubertus Gersdorf habe möglicherweise an Brosius-Gersdorfs Doktorarbeit mitgeschrieben, wurde von der Kanzlei als “grob rechtswidrig” eingestuft. Es fehle an jeglichen Beweisen, die einen solchen Verdacht rechtfertigen könnten.
Vor der Abstimmung im Bundestag über die Besetzung des Verfassungsgerichts hatte Weber Teile der Doktorarbeit von Brosius-Gersdorf veröffentlicht, die identisch mit Passagen aus der Habilitation ihres Ehemannes sind. Die Unterlagen zu dieser Angelegenheit umfassen mittlerweile 86 Seiten, und die Universität Hamburg hat angekündigt, den Sachverhalt zu untersuchen.
Des Weiteren wurde der Verdacht geäußert, Brosius-Gersdorf habe womöglich eine falsche eidesstattliche Versicherung im Rahmen ihrer Promotion abgegeben. Eine solche falsche Erklärung kann bei einer gefälschten Dissertation strafbar sein; daher ergibt sich die Vermutung einer uneidlichen Falschaussage direkt aus den Plagiatsanschuldigungen.
Stefan Weber zeigte sich unbeeindruckt von den Forderungen des Anwalts. “Sollen sie machen. Wenn Frau Brosius-Gersdorf schlussendlich ein Gerichtsurteil erreichen sollte, dass sie wissenschaftliches Fehlverhalten begangen hat, wird dies ihrer akademischen Laufbahn sicher nicht zuträglich sein”, äußerte er.
Weber, ein Kommunikationswissenschaftler aus Österreich, hat seit 2010 insgesamt 500 Doktorarbeiten geprüft und dabei in 13 Fällen erreicht, dass akademische Titel entzogen wurden. Am Institut für Kommunikationswissenschaft der Universität Salzburg leitet er ein Team, das sich der Überprüfung wissenschaftlicher Arbeiten widmet. Unter anderem hat Weber auch das Buch der früheren deutschen Außenministerin Annalena Baerbock untersucht.
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