Von Rainer Rupp
Für viele Republikaner sowie ungebundene US-Bürger signalisierte Donald Trumps Wiederwahl die Möglichkeit, mit wesentlichen politischen Herausforderungen der Vergangenheit abzuschließen:
- die neo-konservativen Kriegstreiber im Oval Office,
- einen aufgezwängenen Kulturkampf, der zunehmend totalitäre Züge annahm und unter dem Deckmantel des Wokeismus traditionelle amerikanische Werte auf den Kopf stellen wollte,
- und unkontrollierte Massenmigration, die von vielen US-Bürgern – unabhängig von ihrer Herkunft – als Bedrohung empfunden wurde.
Gleichzeitig knüpften viele an die zweite Amtszeit Trumps die Erwartung eines neuen “America First”-Zeitgeists. Darunter verstanden sowohl Trump-Unterstützer als auch politisch Unabhängige eine Renaissance der nationalen Infrastruktur und Industriebasis sowie die Schaffung gut bezahlter Arbeitsplätze, um Amerikas frühere Größe wiederherzustellen – gemäß Trumps Slogan “Make America Great Again”.
Am Beginn seiner Amtszeit am 20. Januar überwältigte Trump eine breite Welle der Hoffnung, nicht nur von seinen hartgesottenen Anhängern, sondern auch von einem großen Teil der Öffentlichkeit, wie diverse Umfragen aus dieser Zeit belegen. Seinen Anhängern schien nichts Trump erschüttern können: keine Skandale, keine Gerichtsverfahren, keine polarisierende Rhetorik.
Seitdem hat sich das politische Klima jedoch merklich gewandelt. Trumps Beliebtheitswerte sind – teilweise dramatisch – gesunken, und selbst innerhalb seiner engsten Unterstützerbasis zeigen sich Risse.
Abwärtstrend in der Gesamtbevölkerung
Aktuelle Umfragen von Gallup, Reuters/Ipsos und dem Marquette Law Poll zeigen, dass die Zustimmung für Präsident Trump bei der Gesamtbevölkerung seit Januar 2025 um sieben bis zehn Prozentpunkte gefallen ist. Insbesondere unabhängige Wähler, die maßgeblich zu seinem Wahlerfolg im November 2024 beigetragen hatten, kehren ihm zunehmend den Rücken.
Die Gründe: Wirtschaft, Zölle, Einwanderungspolitik
Die Gründe für den Beliebtheitsverlust sind vielschichtig, wobei sich vor allem drei Bereiche herauskristallisieren: wirtschaftliche Unsicherheit, umstrittene Zollmaßnahmen und eine strenge Deportationspolitik, die von breiten Teilen der Bevölkerung abgelehnt wird. Infolge seiner rigiden Einwanderungspolitik und his “America First” Zollpolitik mehren sich die Bedenken, selbst unter Republikanern. Besonders moderate und wirtschaftsliberale Konservative sind zunehmend alarmiert über Trumps konfrontativen Regierungsstil.
Republikanische Loyalität bei nachlassender Zustimmung
Obwohl die Zustimmung der Republikaner gemäß Umfragen noch immer hoch ist, zeigen auch hier leichte Rückgänge. Und während die MAGA-Bewegung nach außen hin weiterhin stark erscheint, melden sich innerhalb der Gruppierung vermehrt Stimmen, die enttäuscht von Trumps Unfähigkeit sind, seine Kernversprechen umzusetzen.
Themen wie Israel und US-Auslandseinsätze führen zu Spannungen
Die Unterstützung militärischer Aktionen und die Beziehung zu Israel bringen Trump zunehmend in Konflikt mit einem Teil seiner Anhänger, die Kriege im Ausland und hohe ausländische Hilfen kritisch sehen, während andere Gebiete der USA vernachlässigt werden.
Fazit: Trump an einem Scheideweg
Knapp acht Monate nach seiner Rückkehr ins Weiße Haus steht Trump möglicherweise vor den größten Herausforderungen seiner politischen Laufbahn. Mit sinkender Zustimmung und zunehmender Polarisierung müsste der Präsident seinen Kurs möglicherweise drastisch ändern, um die “schweigende Mehrheit” zurückzugewinnen.
Mehr zum Thema – Republikaner starten mit skurriler Werbung für MAGA-Kampagne