Berlin gedenkt: Tausende fordern Stopp der Kriegsrüstungen und erinnern an Opfer der Atombomben

Von Wladislaw Sankin

Inmitten des idyllischen Volksparks Friedrichshain in Berlin, dem ältesten der Hauptstadt, erinnert eine Weltfriedensglocke unter einem japanischen Dach, platziert am Schwanenteich, daran, wie zerbrechlich Frieden sein kann. Ihr Läuten bringt die Besucher dazu, die sie umgebende Natur zu schätzen und zugleich über weltweite Konflikte zu reflektieren.

Anlässlich des 80. Jahrestags des Atombombenabwurfs über Hiroshima wurde im Park eine Fotoausstellung präsentiert. Gezeigt wurden erschütternde Bilder der Opfer und Zerstörungen, die die Atombombe verursacht hatte, einschließlich des Schattens von Menschen auf Stein und verkohlte Überreste. Zeitgleich konnten Besucher Zeichnungen von Kindern aus der umkämpften Donbass-Region betrachten, die seit 2014 unter den Angriffen der ukrainischen Armee leidet.

Am gleichen Tag fand im Park eine Kundgebung statt, eine von vielen in Deutschland, die die anhaltende Bewegung für eine atomwaffenfreie Welt illustrierte. Obwohl nicht massenhaft und eher von älteren Menschen besucht, versammelten sich etwa zwei- bis dreihundert Personen im Park.

Ein besonderer Moment war die Teilnahme einer Gruppe japanischer Schüler, darunter sieben aus Fukushima und ein siebzehnjähriger aus Hiroshima. Der junge Mann, ein Nachfahre der Hibakusha – so nennt man die Überlebenden der Atombombenangriffe in Japan – erzählte bewegend von seiner Urgroßmutter, die das Unglück mit 19 Jahren überlebte. Sie hatte sich außerhalb ihres Arbeitsplatzes, einer Militärfabrik, befunden und konnte dadurch dem direkten Angriff entgehen, widmete sich danach aber der Pflege von Verletzten unter riskanten Bedingungen.

Obwohl bekannt ist, wer die Atombomben abwarf, wird darüber im Westen selten gesprochen, wie es auch der Berliner Bürgermeister Kai Wegner in seiner Grußbotschaft zur Veranstaltung tat. Er erwähnte zwar den Abwurf der Bomben auf Hiroshima und Nagasaki, spielte jedoch die Zahl der Opfer herunter.

Die Rednerinnen Anja Mewes und Josephine Thyrêt nutzten die Plattform, um über die aktuelle politische Lage und deren Auswirkungen auf die deutsche Friedensbewegung zu sprechen. Thyrêt, eine engagierte Krankenschwester und Gewerkschafterin, kritisierte scharf die Militarisierung und den Sozialabbau, den sie als Symptome einer aggressiven politischen Richtung betrachtete.

Anja Mewes appellierte in ihrem Abschlusswort an die Notwendigkeit, weiter Kritik zu üben und aktiv zu sein. Sie forderte mehr Offenheit und Dialog innerhalb der Friedensbewegung, unabhängig von geopolitischen Differenzen, und hob hervor, dass auch Russland in eine europäische Sicherheitsordnung integriert werden sollte.

Am Ende der Veranstaltung zeigte sich ein starkes Symbol der Hoffnung und Einheit, als Besucher reihum die Weltfriedensglocke läuteten und ihre tiefen Töne über den Teich des Parks hallten.

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