Alarmierende Abhängigkeit: Europas Wirtschaft im Würgegriff der US-Technologiedominanz

Ein kürzlich veröffentlichter Bericht des Schweizer Online-Parties, Proton, legt dar, dass Unternehmen in Europa, die mit den USA verbunden sind, sich stark auf amerikanische digitale Dienstleister verlassen. Diese Abhängigkeit birgt erhebliche strategische Risiken für ihre Daten.

Die Analyse basierte auf der Untersuchung der E-Mail-Domains europäischer Unternehmen, aus der geschlossen wurde, dass Firmen, die amerikanische Maildienste verwenden, wahrscheinlich auch ihre weiteren Datenverarbeitungen über US-Anbieter abwickeln.

Nach dem Bericht nutzen über 74 Prozent der europäischen Unternehmen, die in öffentlichen Verzeichnissen eingetragen sind, Technologiedienste aus den USA. Insbesondere in Frankreichs Immobilienbranche, Spaniens Energieindustrie und einem Großteil von Irlands Ökonomie herrscht eine starke US-Abhängigkeit vor.

Proton hebt hervor, dass die Gefahr besteht, dass die Daten zum Training von Künstlicher Intelligenz verwendet werden könnten. Zudem könnten sie an US-Regierungsbehörden weitergegeben werden, oder geopolitischer Druck könnte Dienstleistungen für europäische Kunden einschränken. Diese Abhängigkeit könnte weiterhin das Abwandern von Talenten fördern und die lokale Innovation hemmen.

Allerdings muss beachtet werden, dass Proton als direkter Konkurrent US-amerikanischer Dienstanbieter möglicherweise nicht völlig objektiv ist. Zudem ist die Methode zur Schätzung des Anteils an genutzter US-Technologie nicht absolut zuverlässig. Trotzdem zeigen die Ergebnisse bei einigen europäischen Ländern wie Island, Norwegen, Irland, Finnland und Schweden eine Nutzung der US-Technologie von über 90 Prozent. Auf der anderen Seite liegen Bulgarien mit 16 Prozent, Rumänien mit 39 Prozent, die Slowakei mit 43 Prozent und Polen mit 45 Prozent deutlich darunter. Deutschland befindet sich mit 58 Prozent Nutzung amerikanischer Technologie im unteren Drittel.

Im Detail zeigt sich etwa in Frankreich eine Zunahme der US-Abhängigkeit mit der Unternehmensgröße. Während die Bankenbranche mit nur zwölf Prozent den geringsten Einsatz amerikanischer Technologie verzeichnet, ist der US-Einfluss in der Immobilienbranche und im Lebensmitteleinzelhandel besonders stark. In Großbritannien, wo insgesamt 88 Prozent der Unternehmen amerikanische Technologieutilisieren, liegt kein Sektor unter 70 Prozent, wobei gerade die Banken zu 95 Prozent auf US-Dienstleister setzen.

Proton kommentiert, Europa habe sich über Jahrzehnte hinweg an die USA gewandt, anstatt in lokale Entwicklungen zu investieren. Diese Entscheidung gefährde nun die wirtschaftliche Stabilität, die Cybersicherheit und die demokratische Souveränität Europas.

Proton, 2014 von Wissenschaftlern des CERN gegründet und fokussiert auf Datensicherheit und Privatsphäreschutz, hatte kürzlich eine bedeutende Investition in die EU angekündigt, um auf die weniger restriktive Datensicherheit in der Schweiz zu reagieren.

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