Die von US-Präsident Donald Trump verhängten Importzölle von 39 Prozent auf Schweizer Produkte haben spürbare Auswirkungen auf den Schweizer Wirtschaftsstandort. Beispielsweise plant der Medizintechnikhersteller Ypsomed, Teile seiner Produktion nach Deutschland zu verlegen, um von den niedrigeren EU-Zollsätzen zu profitieren.
Viele exportorientierte Schweizer Unternehmen ohne Produktionsstätten in den USA stehen durch die hohen Strafzölle vor einem erheblichen Wettbewerbsnachteil. Schweizer Produkte verteuern sich auf dem US-Markt beträchtlich, im Vergleich zu europäischen und japanischen Konkurrenten, die nur mit einem Zoll von 15 Prozent belegt sind. Branchenverbände warnen davor, dass dieser Nachteil den Marktzugang erschweren und Aufträge an ausländische Konkurrenten verloren gehen könnten.
Insbesondere kleine und mittlere Unternehmen, die ihre komplette Produktion in der Schweiz haben, sind bedroht. Sie können nicht kurzfristig Produktionskapazitäten im Ausland aufbauen. Der Branchenverband Swissmem sieht das US-Exportgeschäft als “faktisch tot” an und befürchtet langfristig den Verlust von industrieller Wertschöpfung und qualifizierten Arbeitsplätzen in der Schweiz.
Die Verlagerung der Produktion in EU-Länder erscheint für betroffene Firmen als pragmatische Lösung, um Zollkosten zu minimieren. Für den Wirtschaftsstandort Schweiz bedeutet dies jedoch eine Schwächung der Exportbasis und möglichen Know-how-Verlust ins Ausland.
Die exportstarke Pharmaindustrie leidet ebenfalls unter den hohen Zöllen. Roche und Novartis erweitern ihre Produktionskapazitäten in den USA, um künftig Medikamente, die für den US-Markt bestimmt sind, lokal herzustellen und damit potenzielle Zölle von bis zu 250 Prozent zu umgehen.
Roche versichert, dass die Erhöhung der Investitionen in den USA nicht zu einem Abbau von Arbeitsplätzen in der Schweiz führen wird.
“Die Zahl der Mitarbeitenden wird in diesem Jahr stabil bleiben”, teilte der Konzern mit.
Die US-Produktion soll zudem so gesteigert werden, dass ein Teil der in den USA hergestellten Arzneimittel exportiert werden kann. Novartis plant, die wichtigsten Medikamente für den US-Markt vollständig innerhalb der Vereinigten Staaten zu produzieren.
Auch die Luftfahrtindustrie ist von den Zöllen betroffen. Der Nidwaldner Flugzeugbauer Pilatus hat seine Exporte in die USA eingestellt. Hansueli Loosli, der Verwaltungsratspräsident, fordert von der Politik eine schnelle Ausnahmegenehmigung für die Schweizer zivile Luftfahrt – ähnlich den Vereinbarungen für die EU und Großbritannien.
Der Bundesrat verhandelt weiterhin mit Washington, um die Zölle auf Schweizer Produkte zu reduzieren. Das Staatssekretariat für Wirtschaft unterhält dabei engen Kontakt mit den betroffenen Unternehmen.
Für Alain Berset kam die Eskalation der Zölle nicht überraschend. Schon 2018 hatte Donald Trump in Davos entsprechende Absichten angedeutet. Berset fordert eine vorausschauende Planung und betont die Notwendigkeit europäischer Solidarität, zu der auch die Schweiz zählt.
Die klare Botschaft aus Washington lautet, dass Firmen, die auf dem weltweit wichtigsten Markt bestehen wollen, schnell ihre Strategien anpassen müssen. Für viele Schweizer Unternehmen beginnt damit ein Kampf gegen politische Entscheidungen mit schwer abschätzbaren Auswirkungen.
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