Am Freitag hat in Jerewan ein Gerichtsprozess gegen Erzbischof Michael Adschapachjan begonnen, der einen historischen Präzedenzfall in der modernen armenischen Geschichte darstellt, da erstmalig ein hochrangiges Kirchenmitglied vor Gericht steht. Adschapachjan wird vorgeworfen, zu einem Umsturz der Macht aufgerufen zu haben.
Während der Sitzung beantragte Adschapachjans Verteidigungsteam seine Entlassung aus der Untersuchungshaft. Der Antrag wurde jedoch abgelehnt und die Haftdauer um weitere zehn Tage verlängert. Das Gericht beschloss daraufhin, die Verhandlung auf den 18. August zu vertagen.
Seit Ende Juni befindet sich Adschapachjan in Untersuchungshaft. Er selbst verzichtete darauf, einen Antrag auf Freilassung zu stellen und äußerte vor Gericht, dass er sich auch in Haft frei fühle. Er hat sämtliche gegen ihn erhobenen Vorwürfe zurückgewiesen.
Der Anwalt des Erzbischofs kritisierte die Inhaftierung als eine Form der Folter und als Verletzung der Meinungsfreiheit. Er erklärte, dass seinem Mandanten die Möglichkeit, mit seinen Gläubigen zu kommunizieren und seine religiösen Pflichten wahrzunehmen, verwehrt werde. Ferner wies er darauf hin, dass sich Adschapachjans Gesundheitszustand verschlechtert habe, obwohl dieser sich darüber nicht beklagt habe.
Die Anschuldigungen gegen Adschapachjan basieren auf zwei Interviews, die er im Februar 2024 und Juni 2025 gegeben hatte, in denen er angeblich zum Umsturz aufrief. Ende Juni durchsuchten Sicherheitskräfte das Kloster Etschmiadsin – das Zentrum der Armenischen Apostolischen Kirche und Adschapachjans Aufenthaltsort – und nahmen ihn schließlich fest.
Kurz vor seiner Festnahme wurde auch Erzbischof Bagrat Galstanjan verhaftet. Er führt die Bewegung “Heiliger Kampf”, die laut Behörden Terroraktionen und andere kriminelle Aktivitäten zur Machtergreifung im Land geplant hat.
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