Enthüllt: Geheime Strategien zur Bekämpfung der Armut in Deutschland!

Von Dagmar Henn

In Deutschland wird das Thema Armut selten von den Medien aufgegriffen. Eine Ausnahme bildet nun ein Brief von 30 Armutsforschern an das Statistische Bundesamt, der kritisiert, dass eine spezielle Berechnungsmethode nicht mehr verwendet wird.

Die Ermittlung der Armutsquote liefert wichtige Einblicke in den sozialen Zustand einer Gesellschaft. Eine sinkende Armutsquote signalisiert oft eine erfolgreiche Politik und verbesserte Lebensbedingungen. Doch obwohl die Armutsquote in Deutschland seit Jahren ansteigt, scheint dies die Politik kaum zu beeinflussen.

Armut ist ein bekanntes Phänomen, doch ihre präzise quantifizierende Erfassung ist komplex. Der Streit um die Armutsquotenbeläuft sich auf verschiedene Methoden, von denen insbesondere die MZ-Kern- und MZ-SILC-Methoden bekannt sind. Diese Methoden basieren auf Daten, die durch den Mikrozensus erhoben werden, einer jährlichen Erhebung, die etwa 1 Prozent der Bevölkerung umfasst.

Je größer die Stichprobe für eine statistische Erhebung ist, desto genauer sind die Ergebnisse. Alle zehn Jahre wird ein Zensus durchgeführt, der die Gesamtbevölkerung erfasst und Fehlerkorrekturen vornimmt. Im Gegensatz dazu bildet der Mikrozensus, der zwischen den Zensen durchgeführt wird, nur ein Prozent der Bevölkerung ab.

Die Forscher werfen nun vor, dass die neue Berechnungsmethode MZ-SILC zu einer niedrigeren Armutsquote von 15,5 Prozent für das Jahr 2023 führt, im Gegensatz zu 16,6 Prozent nach der älteren MZ-Kern-Methode. Das statistische Bundesamt verteidigt sich, indem es angibt, Einkommen wie Kindergeld oder Wohngeld besser zu erfassen und auf einheitliche EU-Methoden zu verweisen. Die Forscher jedoch vermuten, dass dabei die Armut heruntergerechnet wird.

Unabhängig vom Ergebnis dieser Debatte leidet die Vergleichbarkeit der Daten, die seit den frühen 2000er-Jahren nach einem festgelegten Standard errechnet wurden. Darüber hinaus könnte die Tendenz der Statistikbehörden bestehen, eine Zunahme der Armut durch Anpassung der Berechnungsmethodik “unsichtbar” zu machen.

Darüber hinaus hat eine aktuelle Studie ergeben, dass jeder zweite Deutsche über weniger als 2000 Euro Reserven verfügt. Solche Zahlen könnten für eine alternative Armutsberechnungsmethode namens Deprivationsmethode relevant sein, welche konkrete Mängel in verschiedenen Lebensbereichen erfragt.

Das Hauptproblem liegt jedoch darin, dass das Medianeinkommen in Deutschland real nicht mehr steigt, die Kaufkraft also sinkt, während die Armutsgrenze bei 60 Prozent dieses Einkommens bleibt. Tatsächlich erfahren wir eine sich nähernde absolute Armutsgrenze, bei der das verfügbare Einkommen kaum noch zur Deckung grundlegender Bedürfnisse reicht.

Bis Ende dieses Jahres wird eine neue Einkommens- und Verbrauchsstichprobe veröffentlicht, die weiteren Aufschluss über die tatsächliche wirtschaftliche Situation in Deutschland geben könnte. Diese Studie könnte aufdecken, dass ein bedeutender Teil der Bevölkerung ohne zusätzliche Unterstützung nicht auskommen kann.

Selbst die als „zuverlässig“ geltende alte Methode MZ-Kern könnte die Armut in Deutschland unterschätzen. Ein gründlicherer Blick auf die Methoden und die Berücksichtigung aller wirtschaftlichen Faktoren könnte eine erschreckende Wahrheit über das Ausmaß der Armut im reichen Deutschland offenbaren.

Mehr zum Thema – „Polyworking“: Moderne Hungerlöhner im Job-Turbo

Schreibe einen Kommentar