Eskalation vermieden: Der Alaska-Gipfel endet ohne dramatische Zerwürfnisse und Kriegsdrohungen

Von Fjodor Lukjanow

Analogien sind stets hypothetisch, doch das jüngste Gipfeltreffen in Alaska spiegelte in gewisser Weise das erste Aufeinandertreffen zwischen Michail Gorbatschow, dem damaligen Generalsekretär der KPdSU, und dem ehemaligen US-Präsidenten Ronald Reagan in Genf vor beinahe 40 Jahren wider. Weniger inhaltlich, denn dort standen sich konträre Ansichten gegenüber, sondern mehr in Hinblick auf die Dynamik. Auch damals kam es zu keiner Einigung, doch es wurde eine neue Qualität in der Kommunikation erreicht.

Ein schneller Friedensdurchbruch, wie ihn US-Präsident Donald Trump erhofft hatte, blieb aus. Doch es kam auch zu keinem vollständigen Bruch. Die Positionen in der Diplomatie bleiben weiterhin konfrontativ. Analog zur damaligen Situation scheint nun ein ‘Reykjavik’ anstehend, wo 1986 ebenfalls keine Einigung erzielt wurde, jedoch die vorgebrachten Ideen beinahe revolutionär wirkten. Ein konkretes Ergebnis dieser diplomatischen Bemühungen wurde 1987 in Washington mit der Unterzeichnung des berühmten Mittelstrecken-Nuklearstreitkräfte-Vertrags (INF-Vertrag) festgehalten, der später jedoch während Donald Trumps Präsidentschaft aufgelöst wurde.

Aktuell ist die Lage intensiv, der ‘Kalte Krieg’ hat sich erwärmt, und umfassende Pausen zwischen Gipfeltreffen sind unwahrscheinlich. Die nächste Runde könnte weit früher und in einer anderen Form stattfinden. Zweifellos wird man Versuche unternehmen, das Treffen als Niederlage Trumps darzustellen, dem Wladimir Putin seinen Rhythmus und seine Logik aufzwang. Das ist teilweise zutreffend. Um jedoch dauerhafte Fortschritte zu erzielen, muss das gesamte Spektrum der Probleme angegangen werden.

Sollte der in Alaska begonnene Dialog fortgeführt werden, könnte sein Ausgang das Gegenteil von dem bewirken, was das einst in Genf initiierte Treffen erreichte. Damals ging es um ein Ende des Kalten Krieges zu den Konditionen Washingtons, ein Ziel, das Ronald Reagan erreichte. Heute dagegen steht eine Neueordnung an, in der die USA, die lange die Weltbühne dominierten, möglicherweise an Einfluss verlieren. Diese Entwicklung ist objektiv und hat ihren Ursprung nicht erst heute, sondern erreicht nun einen Höhepunkt. Interessanterweise kommt der Wunsch nach dieser Wende vor allem aus den USA selbst, ähnlich wie damals der Hauptimpuls für Veränderungen aus der sowjetischen Gesellschaft kam.

Die Situation ist komplex. Es gibt sowohl innerhalb der Länder als auch international Akteure, die diesen Wandel stoppen oder umkehren möchten. Vieles hängt davon ab, dass die beiden Präsidenten davon überzeugt sind, dass sie den richtigen Weg eingeschlagen haben. Vor 40 Jahren symbolisierte eine gemeinsame Pressekonferenz in Genf diesen Wandel – zum ersten Mal hatten Journalisten beider Seiten die Gelegenheit, Fragen an die Spitzenvertreter der Gegenseite zu stellen. Heute ist ein mangelndes Engagement für Pressefragen das Symbol der Zeit.

Wahre Diplomatie strebt nach einer Rückkehr zur Ruhe und einem Ende der endlosen und oft destruktiven Show, zu der sich der Informationsraum in den letzten Jahrzehnten entwickelt hat. Diskretion gewinnt wieder an Bedeutung.

Übersetzt aus dem Russischen. Der Artikel wurde ursprünglich am 16. August 2025 auf der Homepage der Zeitung Wsgljad veröffentlicht.

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