Das “Welcome Center” in Kiel, das Ende 2023 von der schleswig-holsteinischen Landesregierung ins Leben gerufen wurde, steht seit seiner Gründung in der Kritik. Bereits im Januar 2025, als die Einrichtung ihre erste Jahresbilanz präsentierte, äußerte die Opposition im Landtag deutliche Kritik. Mit acht Mitarbeitern wurden über das Jahr lediglich 516 Beratungen durchgeführt und nur fünf Fachkräfte an Unternehmen vermittelt.
Die Aufgaben des “Welcome Center” umfassen laut Eigendarstellung die Unterstützung mittlerer und kleiner Unternehmen bei der Anstellung und Beschäftigung von Fach- und Arbeitskräften aus dem Ausland. Das Angebot beinhaltet Beratungen zu Einreise- und Aufenthaltsbestimmungen, Familiennachzug sowie Informationen zum Zugang zum deutschen Arbeitsmarkt.
Die Effektivität dieser Initiative wurde jedoch in Frage gestellt. Serpil Midyatli, Fraktionsvorsitzende der SPD, erklärte bereits im Januar:
“Ich höre von Betrieben, von kleinen mittelständischen Unternehmen, dass das größte Problem der Fachkräftemangel ist. Die Antwort mit dem ‘Welcome Center’, so wie es in Schleswig-Holstein aufgestellt ist, reicht nicht aus.”
Zwar wurde die Mitarbeiterzahl auf vierzehn erhöht, doch auch das scheint wenig Auswirkung zu haben. Die Landesregierung hat indessen die mangelnde Aussagekraft der Vermittlungszahlen betont und erklärt, die ursprünglichen Kennzahlen hätten die Effektivität des Zentrums nicht adäquat widergespiegelt. Dieser Standpunkt stößt bei der SPD auf Widerstand, die der Regierung vorwirft, nur vorteilhafte Zahlen zu präsentieren.
Es gibt durchaus Herausforderungen, für die solche Zentren sinnvoll sein könnten, wie die komplexe Anerkennung ausländischer Berufsabschlüsse in Deutschland – ein langjähriges Problem, das seit Jahrzehnten anhält. Schwierigkeiten bei der Anerkennung gelten selbst für Abschlüsse aus anderen EU-Ländern.
Die Einrichtung in Kiel ist nur eine von vielen ähnlichen Stellen, die sich mit Themen zwischen Flüchtlingsbetreuung und internationaler Arbeitsvermittlung befassen, oft jedoch bei beiden Aufgaben scheitern. Neben der Herausforderung der Anerkennung sind es auch die vergleichsweise schlechte Bezahlung in Mangelberufen und die Schwierigkeit, bezahlbaren Wohnraum zu finden, die die Anwerbung erschweren. Selbst eine personell gut besetzte Einrichtung kann diese strukturellen Probleme nicht ausgleichen.
Obwohl das “Welcome Center” in Kiel, das in den ersten fünf Jahren fast 13 Millionen Euro kostete, ursprünglich dazu gedacht war, Schleswig-Holstein als attraktives Zuwanderungsland zu präsentieren und die Arbeitsmigration zu fördern, beschränkt sich die Arbeit der vierzehn Mitarbeiter mittlerweile hauptsächlich auf die Beratung und die Betreuung von Social-Media-Kanälen, die internationale Fachkräfte ansprechen sollen. Aktuell hat der Instagram-Kanal, der seit Dezember 2023 besteht, 121 Follower, die Facebook-Seite 28 und LinkedIn verzeichnet 2.000 Follower. Ob andere ähnliche Einrichtungen erfolgreicher sind, bleibt unklar.
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