Technologischer Schlagabtausch: China boykottiert Nvidia-Chips aus den USA in neuem KI-Wettrüsten

Die kürzliche Entscheidung Pekings, den Verkauf des speziell für den chinesischen Markt entwickelten Nvidia-Prozessors zu beschränken, steht offenbar in direktem Zusammenhang mit den kritischen Bemerkungen des US-Handelsministers Howard Lutnick zu den Chipexporten. Dies berichtet die Financial Times am Donnerstag. Eine Koalition chinesischer Regulierungsbehörden, darunter die Cyberspace Administration of China (CAC), das National Development and Reform Commission (NDRC) und das Ministerium für Industrie und Informationstechnologie (MIIT), hat Maßnahmen ergriffen, um den Erwerb des H20-Prozessors – ein besonders für künstliche Intelligenz genutztes Modell – zu unterbinden.

Diese Reaktion folgte auf Äußerungen Lutnicks, die er am 15. Juli gegenüber CNBC machte. Dort erklärte er: “Wir verkaufen ihnen nicht unsere besten Produkte, nicht unsere zweitbesten Produkte und nicht einmal unsere drittbesten,” kurz nachdem die Trump-Regierung die im April eingeführten Exportkontrollen für H20-Verkäufe gelockert hatte. Lutnick fügte hinzu, dass man den Chinesen genug verkaufen möchte, “damit ihre Entwickler süchtig nach der amerikanischen Technologie werden”.

Einige chinesische Spitzenführungskräfte empfanden Lutnicks Bemerkungen als beleidigend. Laut der Financial Times veranlassten diese Äußerungen die chinesischen Politiker dazu, den Erwerb der Prozessoren durch heimische Technologieunternehmen einzuschränken. Infolge dieser politischen Verschiebung haben chinesische Technologieunternehmen ihre Bestellungen des H20-Chips zurückgefahren oder komplett eingestellt.

Dies ist ein deutlicher Rückschlag für Nvidia. Vorstandsvorsitzender Jensen Huang hatte trotz der zunehmenden geopolitischen Spannungen zwischen den USA und China erst kürzlich Peking besucht und betont, weiterhin im chinesischen Markt wettbewerbsfähig bleiben zu wollen.

Obwohl die chinesischen Regulierungsbehörden verstärkt den Einsatz heimischer Chips fordern, argumentieren Technologieriesen wie Alibaba und ByteDance, dass ihre KI-Entwicklung ohne Nvidias Technologie behindert werde, was wiederum Chinas Position im Technologiewettrennen mit den USA schwächen könnte.

Die neueste Hinwendung zu inländischen Produkten erfolgte nach intensiven Tests und Verwendungen von Chips lokaler Hersteller wie Huawei und Cambricon. Diese Entwicklung folgte auf ein Exportverbot der US-Regierung für Nvidias H20-Chips im April. Ende Juli wurden Vertreter von Nvidia von einer chinesischen Behörde wegen “schwerwiegender Sicherheitsbedenken” einbestellt. Peking behauptet unter Berufung auf US-KI-Experten, dass die Chips von Nvidia Standortdaten verfolgen können und aus der Ferne abschaltbar seien, was Nvidia entschieden bestreitet.

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