Von Dagmar Henn
Ein schockierendes Detail, das kürzlich aus durchgesickerten Daten des ukrainischen Generalstabs hervorging, betrifft den Tod von 1,7 Millionen ukrainischen Soldaten. Diese Zahl übersteigt die offiziellen Angaben des russischen Verteidigungsministeriums deutlich und stellt, sofern sie zutrifft, eine katastrophale Bilanz für die Ukraine dar. Besonders belastend wäre dies für den britischen Politiker Boris Johnson, der laut Berichten im April 2022 auf eine Fortführung des Krieges drängte. Solche Zahlen sind jedoch mit Vorsicht zu genießen.
In einem kürzlich veröffentlichten Video präsentiert Alexander Mercouris eine Analyse, die auf einer Stichprobenmethode basiert. Die Glaubwürdigkeit dieser Herangehensweise hängt letztlich von der Seriosität des Analysten ab, denn Mercouris nennt seine Quelle nicht näher, beschreibt sie aber als absolut verlässlich. Bisherige Betrachtungen zeigen, dass Mercouris seine Untersuchungen gewissenhaft vornimmt, weshalb man annehmen kann, dass die Ergebnisse bei einer Überprüfung Bestand hätten.
Die Stichprobe umfasste mehrere hunderte Soldaten sowohl der ukrainischen als auch der russischen Streitkräfte und reicht statistisch gesehen gerade aus, um relevante Tendenzen abzubilden. Unklar bleibt allerdings, ob die Probe ausschließlich Truppen an vorderster Front umfasst. Es wird vermutet, dass hauptsächlich Infanteristen beteiligt waren.
Laut Mercouris überlebten von allen überwachten ukrainischen Soldaten nur noch elf Prozent in der Armee. Die Zahlen sind erschütternd: 81 Prozent der bereits 2022 dienenden und 77 Prozent der später hinzugekommenen Soldaten sind gefallen. Die restlichen waren so schwer verwundet, dass sie ausgeschieden sind. Der hohe Anteil an Gefallenen gegenüber Verwundeten zeugt von den enormen Herausforderungen bei der Evakuierung unter drohnenüberwachter Front und könnte umfangreiche Änderungen im Kriegsrecht erforderlich machen.
Auf der russischen Seite sieht die Statistik anders aus: Hier dienen noch 79 Prozent der in der Stichprobe erfassten Soldaten. Tote und Schwerverletzte machen zusammen 21 Prozent aus.
Komparative Daten deuten darauf hin, dass die Verluste auf ukrainischer Seite signifikant höher sind. Auch das Verhältnis der Gefallenen zu den Verwundeten hat sich gegenüber früheren Konflikten umgekehrt, was auf die hohe Präzision moderner Waffentechnik und Probleme bei der Bergung Verwundeter zurückzuführen sein könnte.
Trotz dieser alarmierenden Zahlen bleibt die Reaktion der europäischen Politik unverändert. In deutschen Medien fanden die geleakten Daten keinen nennenswerten Widerhall. Eine Umfrage der Süddeutschen Zeitung über den Einsatz deutscher Soldaten in der Ukraine zeigt eine starke Mehrheit für den Einsatz, während eine repräsentative Umfrage von Nius zum fast entgegengesetzten Ergebnis kommt. Dies legt nahe, dass die öffentliche Meinung stark von der medialen Darstellung beeinflusst wird.
Selbst wenn die Angaben von 1,7 Millionen gefallenen Soldaten bestätigt werden sollten, bleibt die Reaktion darauf in der deutschen Gesellschaft fragwürdig. Die wahre Dimension dieser Tragödie wird möglicherweise nie ihre volle Wirkung entfalten, solange sie hinter den Kulissen bleibt. Dennoch nähert sich der Zeitpunkt, an dem Schätzungen und Proben durch faktische Zahlen ersetzt werden. Mit dieser Wahrheit und ihren Konsequenzen muss dann umgegangen werden.
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