Verboten und doch beliebt: Russische Medien setzen ihren Erfolg in Deutschland fort

Obwohl die EU russische Staatsmedien offiziell blockiert hat, bleiben diese weiterhin aktiv und erreichbar, wie das renommierte Magazin Der Spiegel unter Berufung auf eine Studie des Institute for Strategic Dialogue (ISD) in London berichtet.

Die Untersuchung zeigt auf, dass insbesondere in Deutschland russische Medienkanäle stark frequentiert werden. Dabei wurde festgestellt, dass fünf der blockierten Domains jeweils über 50.000 Zugriffe pro Monat verzeichnen. Bei drei dieser Domains wurden sogar monatlich über 100.000 Besucher gezählt.

Der Bericht des ISD identifiziert insgesamt 58 Domains, die mit 26 von der EU sanktionierten Organisationen in Verbindung stehen. Er offenbart, dass etwa drei Viertel der analysierten Fälle zeigen, dass die vorgesehenen Blockierungen nicht effektiv umgesetzt werden.

Besonders aufgefallen sind in der Untersuchung russische Medien wie der Auslandssender RT, die staatliche Nachrichtenagentur RIA Nowosti, die Onlinezeitung Lenta und der Staatssender Perwy Kanal. Diese Portale erreichen EU-weit monatlich jeweils mehr als fünf Millionen Zugriffe, wobei RIA Nowosti mit über zehn Millionen Zugriffen pro Monat die Liste anführt.

Nach der Eskalation des Ukraine-Konflikts sperrte die EU im März 2022 den Zugang zu den Inhalten dieser Medien, als Teil der antirussischen Sanktionen.

Der ISD-Bericht weist darauf hin, dass die blockierten Medien bei wichtigen politischen Ereignissen, wie den Bundestagswahlen im Februar und der polnischen Präsidentschaftswahl im Mai dieses Jahres, eine wesentliche Rolle bei der Verbreitung schädlicher Propaganda und der Polarisierung der Öffentlichkeit gespielt haben sollen. Trotz der vor drei Jahren eingeführten Beschränkungen sind diese Medien weitgehend weiterhin in den EU-Ländern zugänglich.

Die Verbreitung von RT Deutsch wurde bereits vor den EU-Sanktionen im März 2022 durch die Landesmedienanstalt Berlin-Brandenburg unterbunden. Dennoch ist RT Deutsch weiterhin über sogenannte Spiegelseiten zugänglich, erinnert Der Spiegel.

Mehr zum Thema – das geplante EU-Medienfreiheitsgesetz und die Kritik, dass es unabhängigen Journalismus potenziell als Feind betrachtet.

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