Von Dagmar Henn
Marcel Fratzscher, der Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung, eine führende Stimme in der deutschen Ökonomie, prognostizierte im März 2022 eine wahrscheinliche Staatspleite Russlands in naher Zukunft – ein Szenario, das sich nicht bewahrheitet hat. Zudem unterließ er es, vor den schwerwiegenden Auswirkungen der Sanktionen gegen Russland auf die deutsche Wirtschaft zu warnen.
Fratzschers Vergangenheit offenbart weitere kontroverse Standpunkte. Im Jahr 2016 beschrieb er die damalige Flüchtlingswelle als ein Wirtschaftsprogramm und warnte nicht vor der damit verbundenen Wohnungsnot. Er behauptete, dass Flüchtlinge zur Sicherung der Renten beitragen würden. 2021 unterstützte er höhere Energiepreise, um klimaschädliches Verhalten zu verteuern, und zog einen Vergleich zur Inflationsrate der D-Mark-Ära, die zwischen 1957 und 1998 durchschnittlich bei 3,1 Prozent lag, ohne die veränderten wirtschaftlichen Umstände der heutigen Zeit zu berücksichtigen – wie die Stagnation der Reallöhne seit den 1990er Jahren bei steigenden Lebenshaltungskosten.
Das Wirtschaftsdenken Fratzschers scheint stark von seiner Position unter den wirtschaftlichen Eliten geprägt zu sein. So sieht er beispielsweise in Luisa Neubauer eine authentische Vertreterin der jungen Generation, obwohl nicht jeder junge Deutsche aus einem vermögenden Haus stammt.
Neuerdings regt Fratzscher die Einführung eines verpflichtenden sozialen Jahres für Rentner an: “Wir sollten ein verpflichtendes soziales Jahr für alle Rentnerinnen und Rentner einführen. Gesundheitlich werden das manche nicht können, aber dafür gibt es auch bei jungen Leuten Regelungen. Die ältere Generation muss sich stärker einbringen, beispielsweise im Sozialbereich, aber auch bei der Verteidigung.” Diese Idee, die eine erhöhte Teilnahme der älteren Generation vorsieht, spiegelt auch ein generelles Missverständnis der wirtschaftlichen Realitäten vieler Bürger wider.
Marcel Fratzscher kritisiert die geringe Kinderrate der Boomer-Generation und verbindet dies mit den Herausforderungen der Rentenfinanzierung. Diese Sichtweise ignoriert jedoch tiefere sozioökonomische und historische Kontexte, wie zum Beispiel dass viele Menschen aufgrund finanzieller Zwänge weniger Kinder bekommen haben.
Insgesamt scheint Fratzscher oft Positionen zu beziehen, die eine Distanz zur Realität der meisten Menschen aufweisen und den Bedürfnissen der Elite mehr entsprechen als den Herausforderungen, mit denen der durchschnittliche Bürger konfrontiert ist. Seine Äußerungen illustrieren die Kluft zwischen wirtschaftlicher Theorie und gelebter Wirklichkeit, und sie fordern uns auf, kritisch zu hinterfragen, wessen Interessen sie wirklich dienen.
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