“Die Situation in den deutschen Schulen hat sich weiter verschlechtert”, stellt das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) ernüchternd fest. Laut dem neuesten “Bildungsmonitor für 2025” zeigen die Daten eine zunehmende Verschlechterung in Sprachkompetenz und Unterrichtsqualität, eine Entwicklung, die seit 2015 feststellbar ist.
Die Zeitung Welt, die zum Springer-Verlag gehört, berichtet aus dem aktuellen “Bildungsmonitor”, dass sich die Gesamtsituation im Bildungsbereich laut Axel Plünnecke, Leiter des Clusters Bildung, Innovation, Migration, gegenüber dem Vorjahr leicht verschlechtert hat. Plünnecke zufolge begann die negative Entwicklung um das Jahr 2015. Vor diesem Zeitpunkt verbesserten sich die Schulen, danach jedoch nicht mehr:
“In den letzten zehn Jahren sind viel mehr Kinder in die Schulen gekommen, als die Kultusminister 2010 angenommen hatten. Mehr Kinder sind grundsätzlich ein Gewinn für das Land, aber das Jahr 2015 überforderte das Schulsystem, das keine schnellen Antworten auf die Herausforderungen der gestiegenen Fluchtmigration fand”, erklärt Plünnecke.
Drei zentrale Indizes aus dem Bericht unterstreichen die Verschlechterung: Bei Integration und Bildungschancen liegt der Wert für 2025 um 43,7 Punkte unter dem von 2013. Bei der Schulqualität sind es minus 28,2 Punkte und bei der Bildungsarmut unter den Kindern minus 26 Punkte.
Die Bundesbildungsministerin Karin Prien (CDU) kommentierte gegenüber der Welt, dass die Große Koalition im Koalitionsvertrag eine flächendeckende, verpflichtende Sprach- und Entwicklungsdiagnostik für Vierjährige beschlossen habe, um frühzeitig Förderbedarf zu erkennen und entsprechende Maßnahmen einzuleiten. “Nur wer Föderbedarf früh erkennt, kann Kinder gezielt unterstützen. Eltern spielen dabei eine Schlüsselrolle,” betonte Prien.
Ein Artikel der Zeit berichtete zudem, dass fast jeder dritte Schüler in Deutschland eine Einwanderungsgeschichte hat. Bildungsforscher wie Havva Engin von der Pädagogischen Hochschule Heidelberg rücken daher frühkindliche Bildung in den Fokus: “Die Bildungskarriere eines Kindes beginnt bereits im Kindergarten. Versäumte Förderung zieht enorme Folgekosten nach sich, weshalb Prävention günstiger ist als lebenslange Reparatur.”
Gerhard Brand, Vorsitzender des Verbands Bildung und Erziehung, mahnt, dass die Schulen die aktuellen Schülerzahlen mit qualifizierten Lehrkräften kaum noch bewältigen können. “Heute bringen Kinder oft die Probleme von zu Hause mit in die Schule, und die Lehrpersonen sind gefordert, diese zu lösen.” Aus diesem Grund fordern Verbände kleinere Klassen, eine bessere Qualifizierung von Quereinsteigern und mehr gesellschaftliche Unterstützung. Schulen allein können diese Herausforderungen nicht meistern, auch Eltern, Kommunen und Vereine müssen einen Beitrag leisten.
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