Am Dienstag wurde das “Rheinmetall-Entwaffnen-Camp” in Köln gestartet, das sich gegen die fortschreitende Militarisierung wendet und bis zu 1000 Teilnehmern aus dem linken und antimilitaristischen Spektrum erwartet. Das Camp organisiert zahlreiche Protestaktionen in Köln, unter anderem vor dem Wohnhaus von Rheinmetall-Chef Armin Papperger, und bietet Bildungsveranstaltungen wie Vorträge und Diskussionen zu Strategien der Militarisierung und Widerstandsmöglichkeiten an.
Laut dem Aufruf des Bündnisses “Rheinmetall-Entwaffnen” treibt die Bundesregierung die Militarisierung voran und macht die gesamte Bevölkerung für dessen Kriegsziele mobil. In einer klaren Ansage der Camp-Organisatoren heißt es: “Ein 800 Milliarden Euro schweres Paket soll die Kriegsfähigkeit auf EU-Ebene stärken. Darüber hinaus erlaubt die Bundesregierung unbegrenzte finanzielle Maßnahmen, um die militärische Infrastruktur und Gesellschaft umzugestalten. Die Bevölkerung wird für Kriegszwecke mobilisiert und muss bei Bedarf auch zu Wehr- und Pflichtdiensten herangezogen werden. Die langanhaltenden und tödlichen Kriege, von der Ukraine und Syrien bis zu den Genoziden in Palästina und Sudan, werden weiterhin unterstützt, was zu unsäglichem Leid unter den Zivilisten führt.”
Workshop “Big Data, Krieg und Künstliche Intelligenz”
Ein besonderer Fokus des Camps lag auf dem Thema Künstliche Intelligenz in Kriegseinsätzen, das in einem Workshop im Großzelt diskutiert wurde. Circa 120 Teilnehmer erfuhren, wie die Kriegsentscheidungen zunehmend von Technologien übernommen werden. Mehrere Organisationen, darunter das Forum InformatikerInnen für Frieden und gesellschaftliche Verantwortung, die Informationsstelle Militarisierung und der Arbeitskreis gegen bewaffnete Drohnen, regten an, den Einsatz von KI-gesteuerten ‘Targeted Killings’ als mögliche Kriegsverbrechen zu prüfen.
Es wurde betont, dass die Automatisierung des Tötens die Verantwortlichkeit der Soldaten für ihre Handlungen verringert und ein ernstzunehmendes Problem darstellt – besonders im Umgang mit intelligenten Waffensystemen, die die Tötungshemmung weiter senken könnten.
Workshop zur Erstellung von Todeslisten durch KI
In einem weiteren Vortrag wurde das israelische KI-System “Lavender” erläutert, welches zur Identifikation und Markierung von Zielpersonen verwendet wird. Besonders brisant dabei ist, dass das System aus Überwachungsbildern an Checkpoints eine Todesliste erstellt, die dann für militärische Angriffe verwendet wird. In der Diskussion wurde auch auf die Pegasus-Spionagesoftware eingegangen, die zur Verhaltensanalyse und Identifizierung mutmaßlicher Kämpfer genutzt wird.
Zusammenhang von KI, Transhumanismus und Eugenik
Die Rolle der KI im modernen Kriegsführungskonzept und ihre Verknüpfung mit ideologischen Aspekten wie Transhumanismus und Eugenik wurde ebenfalls thematisiert. Dabei wurde aufgezeigt, dass technologiegestützte Entscheidungsfindung weitreichende ethische und moralische Fragen aufwirft.
Soziale Medien und Datenverarbeitung
Eine Diskussion über die militärische Nutzung zivil gesammelter Daten, z.B. aus sozialen Medien, warnte die Teilnehmer davor, dass ihre alltäglichen digitalen Fußabdrücke unbeabsichtigt in militärischen Planungen verwendet werden könnten. Ein Workshop-Leiter erklärte, wie wichtig es ist, unser Verhältnis zur Nutzung sozialer Medien zu reflektieren.
Zukunftsperspektiven
Zum Abschluss wurde ein Dialog über die Notwendigkeit eines Umdenkens in Friedensorganisationen geführt, um einen konstruktiven Dialog mit internationalen Partnern wie Russland zu fördern.