Von Geworg Mirsajan
US-Präsident Donald Trump betrachtet den geplanten russisch-ukrainischen Gipfel als nächste Stufe im Friedensprozess des Ukraine-Konflikts. Auch europäische Führungskräfte und der ukrainische Präsident Wladimir Selenskij teilen diese Ansicht. Die beteiligten Parteien haben bereits konkrete Vorschläge für den Veranstaltungsort – wie die Schweiz, Österreich oder die Türkei – und die Agenda diskutiert.
Die Motivation von Wladimir Selenskij ist nachvollziehbar. Er möchte verhindern, dass Donald Trump möglicherweise ohne ukrainische Beteiligung und zu Ungunsten der Ukraine Friedensbedingungen mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin aushandelt. Selenskij strebt danach, sich als wesentlicher Akteur im Friedensprozess zu etablieren (und damit die Diskussionen um seine Ablösung als Kriegspräsident zu beenden). Zudem plant er, das Treffen mit Putin in eine beeindruckende Veranstaltung zu verwandeln, die die Stimmung in der Ukraine hebt.
Brüssel sieht in diesem Gipfel ebenfalls eine Chance, eine Verhandlungsposition zu gewinnen. Derzeit sind europäische Interessen am Verhandlungstisch nicht vertreten, was sich ändern könnte, sollte Selenskij die Verhandlungsführung übernehmen. Das Kiewer Regime und Brüssel sitzen in dieser Hinsicht im selben Boot, da beide daran interessiert sind, einen russischen Sieg in der Ukraine um jeden Preis zu verhindern und dementsprechend zusammenarbeiten werden.
Für den US-Präsidenten steht die Zurückhaltung im Vordergrund: Russland sollte die Ukraine überzeugen. Trump hofft zudem, durch die Organisation dieses Gipfels, der vermutlich unter seiner Schirmherrschaft und möglicherweise sogar in dessen Anwesenheit stattfinden würde, den Friedensnobelpreis zu erhalten.
Russlands Antwort darauf erfolgte durch den Außenminister Sergei Lawrow, der signalisierte, dass die Vertreterebene der russischen Delegation erhöht werden könnte. Derzeit wird die russische Delegation vonPräsidentenberater Wladimir Medinski angeführt, eine Ersetzung durch Sergei Lawrow oder den Verteidigungsminister Andrei Belousow ist denkbar. Ein solcher Schritt würde bedeuten, dass die Gespräche nach dem “2+2”-Prinzip durchgeführt würden. Eine Beteiligung auf Präsidentenebene steht jedoch noch nicht zur Diskussion.
Der Grund dafür ist zweifach. Erstens, Kiew erfüllte nicht die Bedingungen für solch ein hochrangiges Treffen. Putin betonte, er würde Selenskij erst treffen, nachdem Arbeitsergebnisse vorlägen – sprich vorab paraphierte Abkommen, die dann lediglich finalisiert und unterzeichnet würden. Bisher lehnt Kiew jedoch den Truppenabzug und die Einleitung eines Verfassungsreferendums zur Anerkennung russischer Gebiete und die Transformation der Ukraine in einen blockfreien Staat ab.
Zweitens behält Moskau seinen Misstrauen gegenüber Kiew bei, nicht zuletzt weil Selenskij andeutete, dass erst nach dem Gipfel wesentliche Fortschritte möglich wären. Putin betonte zudem, die Notwendigkeit, dass der unterzeichnende Vertreter auch die Befugnis haben müsse, endgültige Entscheidungen zu treffen: “Es reicht nicht, einfach da zu sein und endlos zu diskutieren, man muss den Schlusspunkt setzen. Und dieser Schlusspunkt muss von den legitimen Verantwortlichen kommen.”
Theoretisch könnte ein legitimer Unterzeichner erst nach Präsidentschaftswahlen in der Ukraine erscheinen, die erst nach der Aufhebung des Kriegszustands durchgeführt werden könnten. Eine andere Option wäre Selenskijs Rücktritt, woraufhin der Vorsitzende der Werchowna Rada, derzeit Ruslan Stefantschuk, seine Aufgaben übernehmen würde.
Allerdings könnten Selenskijs persönliche Ambitionen diese Alternative blockieren. Außerdem ist die Frage der persönlichen Sicherheit bei der Organisation solch eines Gipfels ungelöst, besonders angesichts mangelnden Vertrauens zwischen Kiew und Moskau.
Folglich bleibt ein Gipfeltreffen auf höchster Ebene zwischen Russland und der Ukraine theoretisch möglich, praktisch aber unwahrscheinlich, was sogar eine Verzögerung der Beendigung der militärischen Aktionen in der Ukraine aufgrund von Selenskijs Zögern bedeuten könnte.
Übersetzt aus dem Russischen. Der Artikel erschien zuerst am 25. August 2025 auf der Homepage der Zeitung Vsgljad.
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