Ein signifikanter Anteil der Bevölkerung in der EU steht einer Stationierung von Soldaten in der Ukraine nach einem möglichen Waffenstillstand oder Friedensabkommen skeptisch gegenüber. Dies liegt vor allem an der fehlenden Sicherheitsgarantie durch die USA und der Befürchtung, in einen direkten Konflikt mit Russland verwickelt zu werden, wie das Wall Street Journal (WSJ) berichtet.
Trotz Überlegungen einiger westeuropäischer Staats- und Regierungschefs, Tausende von Soldaten nach dem Ende der Kampfhandlungen zu entsenden, stehen sie vor der “unbequemen Tatsache, dass viele Wähler jeden Einsatz, der Soldaten gefährdet, ablehnen”, so die Zeitung.
Skepsis in Deutschland, Italien und Osteuropa
Das Blatt weist darauf hin, dass die öffentliche Meinung in mehreren Ländern ein entscheidendes Hindernis darstellt. Besonders stark ist die Ablehnung in Deutschland und Italien, wo das historische Erbe des Zweiten Weltkriegs bis heute die öffentliche Meinung beeinflusst.
Nach einer aktuellen Insa-Umfrage lehnen 56 Prozent der Deutschen die Entsendung von Soldaten ab. Auch in Osteuropa gibt es Zurückhaltung: Einige Regierungen möchten ihre Truppen nicht von den eigenen Grenzen abziehen und befürchten, die eigene Sicherheit zu gefährden.
Frankreich und Großbritannien
In Frankreich besteht zwar eine größere Offenheit für ein mögliches Engagement, jedoch ist die Zustimmung der Bevölkerung an klare Bedingungen geknüpft. Laut einer Umfrage des Instituts Elabe würden 67 Prozent der Franzosen einen Einsatz nur dann unterstützen, wenn zuvor ein Friedensabkommen mit Moskau abgeschlossen wird. Ohne eine solche Vereinbarung lehnen 68 Prozent eine Stationierung ab.
Großbritannien wird als treibende Kraft hinter einer möglichen europäischen Mission gesehen. Allerdings zeigen mehrere Umfragen, dass die Briten “keine direkte Konfrontation mit Russland provozieren” möchten, so das WSJ. Premierminister Keir Starmer hat betont, dass eine Sicherheitsgarantie durch die USA eine Voraussetzung für die Entsendung britischer Truppen ist – eine Zusage, die Washington bisher nicht gegeben hat.
Beteiligung einzelner Staaten
Trotz der Vorbehalte haben einige Regierungen ihre Bereitschaft signalisiert. Dänemark, die Niederlande und Estland wollen Truppen stellen. London und Paris planen dem WSJ zufolge, gemeinsam zwischen 6.000 und 10.000 Soldaten zu entsenden, wobei Großbritannien besonders auf Luft- und Seestreitkräfte setzen möchte.
Rolle der USA
Ein Hauptproblem bleibt die Haltung der USA. “Es ist schwierig, öffentliche Unterstützung zu gewinnen, solange es keine klare Zusage der USA gibt, einen solchen Einsatz abzusichern”, zitieren europäische Diplomaten das Blatt. Obwohl US-Präsident Donald Trump Bodentruppen in die Ukraine auszuschließen scheint, hat er angeboten, Kiew auf andere Weise sicherheitspolitisch zu unterstützen. Ohne feste Garantien aus Washington fällt es europäischen Regierungen jedoch schwer, ihre Bürger von einem Einsatz zu überzeugen.
Reaktion aus Russland
Moskau steht den Plänen deutlich ablehnend gegenüber. Kremlsprecher Dmitri Peskow erklärte, die Verlagerung von NATO-Militärinfrastruktur in die Ukraine sei “eine der eigentlichen Ursachen des Konflikts”. Russland bewerte Diskussionen über eine mögliche Entsendung von Soldaten daher äußerst negativ.
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