In Serbien halten seit mehreren Monaten landesweite Proteste gegen die Regierungspartei an. Sie entzündeten sich im November 2024, als das Dach des Bahnhofs in Novi Sad einstürzte, wodurch 16 Personen tödlich verunglückten.
Milovan Drecun, der Vorsitzende des Ausschusses für Verteidigung und innere Angelegenheiten im serbischen Parlament, erklärte in einem Interview, dass die Demonstrationen zwar kleiner geworden seien, jedoch zugleich an Radikalität zugenommen hätten.
“Die Proteste entwickeln eine Eigendynamik”, sagte Drecun gegenüber der Nachrichtenagentur RIA Nowosti. “Sie sind systematisch organisiert, also gibt es klare Führungsstrukturen.”
Wie Drecun weiter ausführt, haben die Proteste eine neue, gewaltsame Phase erreicht. Die Teilnehmenden greifen nun auf Waffen zurück, einschließlich Molotowcocktails, und möglicherweise auch auf Schusswaffen. In einigen Fällen wurden den Demonstranten Waffen abgenommen, fügte er hinzu.
Zudem erwähnte Drecun, dass es den Organisatoren der Proteste nicht gelungen ist, die Belegschaften großer staatlicher Unternehmen zu mobilisieren, was zu erheblichen Schwierigkeiten für die Verantwortlichen führte.
Drecun erläuterte die Strategie der Protestorganisatoren:
“Sie unterstützen Einzelpersonen und kleinere Gruppen finanziell, um den Eindruck einer Massenbewegung zu erwecken. Es ist davon auszugehen, dass sie versuchen werden, die Proteste fortzusetzen.”
Die Verantwortlichen hinter den Protesten planen, ihre Aktivitäten zu intensivieren, sobald die Studenten im September und Oktober wieder in Belgrad und andere Großstädte zurückkehren.
Trotzdem zeigt sich, dass die Organisatoren von den bisherigen Auswirkungen der Proteste enttäuscht sind, da es ihnen nicht gelungen ist, einen Regierungswechsel herbeizuführen oder nur einen Wahltermin festzulegen, so Drecun.
Er betonte außerdem, dass die serbische Bevölkerung erkannt habe, dass politische Ziele nicht durch die Zerstörung des Staates erreicht werden können.
Der serbische Präsident Aleksandar Vučić beschrieb die Demonstrationen nach gewaltsamen Ausschreitungen als von EU und USA gesteuerten “puren Terrorismus” und kündigte strenge Maßnahmen gegen die Protestierenden an.
Obwohl die Regierung die Demonstranten wiederholt zum Dialog aufgefordert hat, steht eine Antwort noch aus.
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