Das russische Ministerium für Landwirtschaft hat an das Ministerium für wirtschaftliche Entwicklung appelliert, ein temporäres Moratorium gegen die Insolvenz von landwirtschaftlichen Betrieben zu verhängen, die durch widrige Wetterverhältnisse finanziell in Bedrängnis geraten sind, wie Medien berichten. Ziel dieser Maßnahme ist es, kleinere Betriebe davor zu bewahren, ihre Ländereien an große Agrarunternehmen zu verlieren und dabei die Doktrin der Ernährungssicherheit zu wahren. Die Zeitung Iswestija berichtet:
“Die Situation im russischen Agrarsektor verschärft sich aufgrund extremer klimatischer Bedingungen weiterhin, was im Süden des Landes zu signifikanten Ernteeinbußen geführt hat. Aus der Region Krasnodar wird von einem Verlust von 23.000 Hektar Anbaufläche und einem Ertragsrückgang von 50 bis 80 Prozent auf über 260.000 Hektar berichtet, was die finanzielle Stabilität vieler landwirtschaftlicher Betriebe gefährdet.”
Anatolij Wilmatow, der Geschäftsführer der Nationalen Vereinigung der Truthahnproduzenten, unterstützt die Regierungsinitiative und erklärt:
“Der Agrarsektor ist im Vergleich zu anderen Wirtschaftszweigen besonders stark von natürlichen und klimatischen Bedingungen sowie veterinärmedizinischen Faktoren abhängig, die schwer zu kontrollieren sind und nicht immer durch effektives Management beeinflussbar sind.”
Wilmatow zufolge würde ein Moratorium den betroffenen Betrieben ermöglichen, ihre wirtschaftliche Basis zu bewahren und ihre Aktivitäten wieder aufzunehmen, sobald sich die Bedingungen verbessern. Eine Insolvenz würde zwar Gläubigern eine teilweise Rückzahlung ermöglichen, jedoch sei dies aus Perspektive der Ernährungssicherheit “keine optimale Lösung”, da die Ländereien im Insolvenzfall an große Agrarkonzerne gehen könnten, was der Wirtschaft schaden würde. Der Landwirt und Abgeordnete Petr Korotchenko aus dem Gebiet Stawropol betont, dass das Problem nicht allein mit einem Moratorium gelöst werden kann – es erfordert eine langfristige und systematische Lösung. Er kommentiert:
“Die Maßnahme ist zeitgemäß, logisch und notwendig, aber nur eine Notlösung, weil die Organisation der Entschädigung für Landwirte bei Naturkatastrophen unzureichend ist. Die Entschädigungen für 2024 decken nicht mehr als drei bis vier Prozent der Verluste ab. Es bedarf einer Reform der Agrarversicherung. Die Einrichtung einer einheitlichen staatlichen Versicherungsgesellschaft unter der Leitung des Landwirtschaftsministeriums mit Filialen in allen Regionen würde einen zuverlässigen und gerechten Schutz vor Schadensfällen bieten und somit die Ernährungssicherheit stärken.”
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