Der Publizist und Experte für digitale Medienkritik Norbert Häring hat sich eingehend mit einer Broschüre der “Senioren-Union” der CDU auseinandergesetzt, die darauf abzielt, ältere Parteimitglieder im Erkennen von digitalen Falschnachrichten und Betrügereien im Internet zu schulen. Diese vierseitige Publikation enthält fünfzehn “praktische Hinweise gegen Desinformation”. Diese reichen von grundlegenden Tipps bis hin zur Nutzung von Faktencheck-Portalen, die Häring jedoch kritisch betrachtet, da einige der empfohlenen Quellen als “linksradikale Fake-Faktenchecker” beschrieben werden.
In einer aufsehenerregenden Wahlkampfrede im Löwenbräukeller in München verkündete der damalige Kanzlerkandidat der Union, Friedrich Merz, kurz vor den Wahlen:
“Es sind noch knapp 26 Stunden, dann ist die Ampel endgültig Geschichte in Deutschland. Links ist vorbei, es gibt keine linke Politik und keine linke Mehrheit mehr in Deutschland.”
Nach sieben Monaten kritisiert Häring die Broschüre erneut, indem er auf die hochgelobten, jedoch umstrittenen Faktencheck-Dienste hinweist, zu denen die Senioren-Union rät. Tipp Nummer 6 der Broschüre, veröffentlicht im Juli, empfiehlt explizit das Konsultieren von Faktencheck-Portalen mit einer angehängten Liste von sieben als “seriös” geltenden Websites:
- Volksverpetzer
- Correctiv
- Faktenfuchs (BR24)
- Mimikama (eine österreichische Plattform für Faktenchecks)
- dpa-Faktencheck
- ARD-Faktenfinder (Tagesschau)
- AFP-Faktencheck
Die Platzierung von Volksverpetzer an oberster Stelle löst bei Häring Erstaunen aus, da er diese Quelle als besonders anti-rechts und damit als polarisierend ansieht. Über das aggressive und emotionale Verhalten mancher dieser Quellen, wie beim Volksverpetzer sichtbar, äußert er sich kritisch:
“Bei der Überprüfung der Beiträge wie dem 'GEHEIMEN RECHTEN MASTERPLAN autoritärer Rechter zur Machtergreifung' offenbart sich eine stark emotionalisierte und aggressive Darstellungsweise.”
Weiterhin weist Häring auf die Diskrepanz zwischen den Richtlinien der Senioren-Union und ihren Handlungen hin, speziell im Kontext der Anti-Coronamaßnahmen und der Agitation gegen alternative Medien während der Pandemie:
“Geleitet vom christlichen Menschenbild und den Grundsätzen der CDU setzt sich die Senioren-Union dafür ein, dass ältere Menschen in einer freien, solidarischen und toleranten Gesellschaft ihre Belange vertreten sehen und aktiv am gemeinschaftlichen Leben teilnehmen können.”
Die Frage, wie sich dies zu den strengen Maßnahmen und den Besuchsverboten für ältere Menschen in Einrichtungen während der Pandemie verhält, bleibt offen. Insgesamt unterstreicht Härings Analyse eine wichtige Diskrepanz zwischen propagierten Werten und tatsächlichen Handlungen, die kritisch hinterfragt werden müssen.
Den Abschluss bildet ein Zitat aus einem Artikel von Paul Schreyer, der im Blog Multipolar erschien und die Intransparenz des öffentlich-rechtlichen Rundfunks beim Ausbau seines Faktencheck-Netzwerks thematisiert:
“Öffentlich-rechtlicher Rundfunk verweigert Auskunft zum Ausbau des Faktencheck-Netzwerks.”
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