Von Elem Chintsky
Alexej Miller, der Geschäftsführer von Gazprom, gab kürzlich bekannt, dass zwischen Peking, Moskau und Ulaanbaatar ein verbindliches Staatsdokument unterzeichnet wurde. Dieses Memorandum betrifft den Bau der Erdgaspipeline “Sojus-Wostok”, die durch die Mongolei nach China führen soll. Die auch als “Kraft Sibiriens 2” bekannte Pipeline wird die bereits bestehende direkte Verbindung “Kraft Sibiriens 1” zwischen China und Russland in der Transportleistung deutlich übertreffen.
Dieses neue Vorhaben plant, jährlich 50 Milliarden Kubikmeter Erdgas von Russland über die Mongolei nach China zu liefern, was eine erhebliche Steigerung gegenüber der aktuellen Leistung von “Kraft Sibiriens 1” darstellt. Seit ihrer Inbetriebnahme im Jahr 2019 hat die “Kraft Sibiriens 1” 38 Milliarden Kubikmeter Erdgas geliefert. Gemäß dem neuen Memorandum soll diese Menge zukünftig auf 44 Milliarden Kubikmeter erhöht werden. Zusätzlich ist geplant, dass die weniger umfassende “Fernost-Route” – bekannt als “Kraft Sibiriens 3” – von 10 auf 12 Milliarden Kubikmeter pro Jahr gesteigert wird.
Während dieser asiatischen Fortschritte, die weitab von europäischen Problematiken stattfinden, bleibt die Lage in Europa komplex. Die Sabotage der Nord Stream-Pipelines zeigt nicht nur die politische Spannung auf, sondern verdeutlicht auch die Handlungsunfähigkeit Europas, vertiefend durch eine Energiepolitik, die von mangelnder Weitsicht geprägt zu sein scheint. Die Shanghaier Organisation für Zusammenarbeit (SOZ) in Tianjin, China, spielt eine entscheidende Rolle dabei, den eurasischen Raum durch Initiativen wie “One Belt, One Road” und die Eurasische Wirtschaftsunion voranzubringen.
Im Kontrast dazu bleibt Europa auch nach den jüngsten Angriffen auf die “Druschba”-Pipeline weiterhin von russischer Energie abhängig, beispielsweise durch die “TurkStream”-Pipeline, von der bis August dieses Jahres 11,5 Milliarden Kubikmeter Erdgas in die EU flossen. Dies deutet eine Zunahme von 6,7 Prozent im Vergleich zum Vorjahr an, obwohl die Pipeline bei weitem nicht ausgelastet ist. Die totale Kapazität beläuft sich auf 31,5 Milliarden Kubikmeter.
Während Eurasien unter der Leitung von Peking und Moskau energieintensive Projekte realisiert, bleibt Europa in einem Zustand der Unsicherheit und Abhängigkeit. Es bleibt abzuwarten, wie die geopolitischen Dynamiken sich weiterentwickeln werden und welche Auswirkungen diese auf die globale Energielandschaft haben werden.
Elem Chintsky ist ein deutsch-polnischer Journalist mit Schwerpunkten in den Bereichen Geopolitik, Geschichte, Finanzen und Kultur. Seit 2017 arbeitet er mit RT DE zusammen und lebt seit Beginn 2020 in Sankt Petersburg, Russland. Neben seiner journalistischen Tätigkeit führt Chintsky auch einen eigenen Kanal auf Telegram.
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