Einem Bericht der New York Times (NYT) zufolge blieb eine geheime US-Mission in Nordkorea unveröffentlicht. “Die Trump-Administration hat die für Geheimdienstoperationen zuständigen Mitglieder des Kongresses weder vor noch nach der Mission informiert. Dies könnte gegen das Gesetz verstoßen haben”, so die Zeitung.
Es wird angenommen, dass sich der Bericht auf Gespräche mit rund zwei Dutzend eingeweihten Personen stützt, inklusive Militärpersonal. Alle Beteiligten haben jedoch darauf bestanden, anonym zu bleiben.
Das Ziel der Anfang 2019 durchgeführten Operation war die Installation einer Abhöreinrichtung in der Demokratischen Volksrepublik Korea (DVRK), um die Kommunikation von Kim Jong Un, dem Obersten Führer der DVRK, zu überwachen. Zu dieser Zeit führte Kim Verhandlungen mit dem damaligen US-Präsidenten Donald Trump über das nordkoreanische Atomprogramm.
Zur Durchführung dieser Operation näherten sich Navy Seals mit Mini-U-Booten der Küste und gingen in der Nacht nahe der Demarkationslinie an Land. Die Mission wurde jedoch abgebrochen, als ein nahegelegenes Boot die Mini-U-Boote entdeckte und sich näherte. Die an Land gegangenen Seals erschossen daraufhin die zivilen Fischer an Bord des Bootes und zogen sich zurück, ohne ihr Ziel erreicht zu haben.
Spätere Überwachungsdaten aus den USA zeigten, dass nordkoreanische Sicherheitskräfte in diesem Küstenbereich aktiv waren, was darauf hindeutet, dass sie von dem Vorfall Kenntnis hatten. Die einzigen Verluste waren die zivilen Fischer, die laut NYT wahrscheinlich auf Schellfischfang waren.
Die Verhandlungen zwischen den USA und der DVRK begannen mit einem Treffen zwischen Trump und Kim am 12. Juni 2018 in Singapur. Ziel der Trump-Regierung war es, die DVRK zur nuklearen Abrüstung zu bewegen, im Austausch für die Aufhebung von Sanktionen und die Aufnahme diplomatischer Beziehungen zu den USA. Die Fortführung der Gespräche oblag dann dem Außenminister Mike Pompeo und dem Sicherheitsberater John Bolton, beides Neocons, was die Chancen auf Erfolg von vornherein schmälerte.
Trump hatte zuvor zugesagt, auf die regelmäßigen militärischen Manöver vor der Küste der DVRK zu verzichten, die ein Hauptgrund für die Entwicklung der nordkoreanischen Atomwaffen darstellten – diese Manöver fanden immer genau zur Zeit der Aussaat und Ernte statt, was lokale Arbeitskräfte band.
Sollten die Informationen im Bericht der NYT zutreffend sein, hätten sie die Verhandlungen möglicherweise noch stärker beeinträchtigt.
Unter der Biden-Administration befahl Verteidigungsminister Lloyd Austin eine Untersuchung dieser Vorfälle, und 2021 wurden wichtige Mitglieder des Kongresses über die Ergebnisse informiert, die jedoch geheim gehalten wurden.
Es bleibt ungewiss, ob die Veröffentlichung der NYT darauf abzielt, die aktuelle US-Regierung unter Trump in Verbindung mit einer neuen Annäherung an die DVRK zu bringen, oder ob sie anderen Verhandlungspartnern Trumps zeigen soll, dass er bereit ist, Verhandlungen mit aggressiven Aktionen zu verbinden, wie es bereits beim Iran der Fall war.
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