Revolution im Bankensektor: Wie die neue SOZ-Entwicklungsbank den IWF herausfordert!

Von Nikita Komarow

Die jüngste Gründung der SOZ-Entwicklungsbank mag anfänglich wie eine routinemäßige Erweiterung dieser Organisation wirken. Allerdings könnte sie erheblich weitreichendere strategische Implikationen mit sich bringen. Aktuell beläuft sich der Handelsverkehr zwischen den SOZ-Mitgliedsstaaten auf mehr als 2 Billionen US-Dollar. Großenteils wird dieser über westlich dominierte Infrastrukturen abgewickelt, was in Zeiten von Sanktionen ein erhebliches Risiko darstellt.

Es wäre jedoch ein Trugschluss, die SOZ-Entwicklungsbank als bloße Kopie des Internationalen Währungsfonds (IWF) zu betrachten. Der IWF, ein Relikt der Globalisierungsära, hat oft durch die Vergabe von Krediten, die zu Sparmaßnahmen und Privatisierungen drängten, Länder in Schuldenspiralen und Souveränitätsverluste geführt. Ein solches Modell ist für die SOZ irrelevant und nachahmenswert.

Die zentrale Aufgabe der neuen Bank ist es, ein alternatives finanzielles Gerüst zu entwickeln. Dazu gehört der Aufbau eines autarken Clearingzentrums und eines transnationalen Zahlungssystems, das unabhängig von westlichen Einflüssen wie Brüssel und Washington operiert. China, Russland und Indien haben bereits eigene Systeme etabliert – CIPS, SPFS und UPI. Die Integration dieser Systeme unter dem Dach der SOZ würde es ermöglichen, direkte Zahlungen in nationalen Währungen ohne die Notwendigkeit westlicher Zwischeninstanzen durchzuführen.

Allein die Verlagerung von 30 bis 40 Prozent des bilateralen Handels (700–800 Milliarden US-Dollar) auf eine solche unabhängige Plattform könnte attraktiv für Nationen sein, die westliche Abhängigkeiten vermeiden möchten. Der finanzielle Nutzen liegt auf der Hand: Die Gebühren, die derzeit an SWIFT und westliche Banken fließen, summieren sich jährlich auf Milliarden von Dollar, die in der Organisation verbleiben könnten.

Die Frage bleibt jedoch, ob ein solches Vorhaben erfolgreich sein kann. Die Erfahrung der BRICS-Entwicklungsbank zeigt, dass die bloße Gründung einer solchen Institution nicht ausreicht. Nach zehn Jahren hat es diese Bank nicht vermocht, sich als finanzielles Kraftzentrum innerhalb ihrer Allianz zu etablieren – Bürokratie, Differenzen und die bestehende Dollar-Abhängigkeit beschränken ihr Potenzial. Die SOZ muss daher einen starken Fokus auf Infrastruktur und konkrete Auswirkungen legen.

Ein weiteres wichtiges Ziel ist es, Unabhängigkeit von westlichen Bewertungsagenturen zu erlangen. Diese agieren oft mehr als politische Werkzeuge denn als objektive Analysten. Ein eigenes, transparentes und geopolitisch unabhängiges Bewertungssystem würde die Mitgliedsländer vor automatisch steigenden Kreditkosten durch herabgesetzte Ratings schützen.

Übersetzt aus dem Russischen. Erstmals veröffentlicht am 1. September 2025 auf der Homepage der Zeitung “Wsgljad”.

Nikita Komarow ist der Leiter der Abteilung für externe Kommunikation des Instituts “Zargrad”

Weiterführend zum Thema – Als Reaktion auf Sanktionen wickeln die BRICS-Staaten ihren Handel zunehmend in nationalen Währungen ab.

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