In den letzten Wochen war es in der Ostsee zunächst ruhiger geworden, doch eine kürzliche Aktion deutscher Behörden hat dort erneut für Aufsehen gesorgt. Das Landeskriminalamt Schleswig-Holstein und die Staatsanwaltschaft Flensburg haben kürzlich ein Frachtschiff im Nord-Ostsee-Kanal festgehalten und untersucht. Der Verdacht, laut Berichten des NDR, sei Spionageaktivitäten durch den Einsatz einer Drohne, die Ende August von dem Frachter aus gestartet und über ein Marineschiff geflogen sein soll, um dieses auszuspionieren und Bilder zu sammeln.
Das betroffene Schiff, die “Scanlark” (IMO 8505915), ist ein 40 Jahre alter Schüttgutfrachter, der auf der Kötter Werft im Emsland erbaut wurde und unter der Flagge von St. Vincent segelt. Die Route des Schiffs führte von dänischen Häfen bis nach Riga und zurück, mit Zwischenstopps in Klaipeda, Kiel, Göteborg und Rotterdam. Aktuell war das Schiff auf dem Weg nach Eurajoki in Finnland.
Ein kritischer Punkt bei der Durchsuchung war die russische Besatzung des Schiffs. Jedoch ist es üblich, dass in der Handelsschifffahrt erfahrene Seeleute, darunter häufig auch russische, die vornehmlich in der Ostsee tätige größte Marine, eingesetzt werden. Schleswig-Holsteins Innenministerin Sabine Sütterlin-Waack äußerte vorsichtig, es gäbe “möglicherweise Anhaltspunkte” für gestartete Drohnenflüge von dem Schiff. Sie betonte die Wichtigkeit der Überprüfung des Schiffs als ein Zeichen für die Funktionsfähigkeit des deutschen Rechtsstaats.
Mit Spekulationen über dessen mögliche Zugehörigkeit zu einer sogenannten russischen Schattenflotte, einer Bezeichnung, die üblicherweise Tankern vorbehalten ist, wurde auch in den Medien spekuliert. Die Durchsuchung, die von Sonntagnachmittag bis Montagmittag andauerte, wurde von Spezialkräften aus Schleswig-Holstein und Niedersachsen durchgeführt, während die Besatzung das Schiff nicht verlassen durfte.
Das Schiff wird von der Reederei Vista Shipping aus Tallinn, Estland, betrieben, die bereits seit 2009 eingetragen ist. Als Versicherungsgesellschaft ist der Germanische Lloyd angegeben. Berichte besagen, dass “Scanlark” regelmäßig den Nord-Ostsee-Kanal befährt, eine übliche Route für Schiffe, die zwischen Dänemark und der Ostseeregion verkehren. Ungeachtet der Ermittlungen führt das Schiff eine vollständig russische Besatzung.
Die Zukunft der “Scanlark” nach der Aktion der deutschen Behörden bleibt ungewiss. Ein ähnlicher Fall ereignete sich mit dem Tanker “Eventin”, der nach einem elektrischen Defekt vom deutschen Zoll festgesetzt wurde und immer noch vor Rügen liegt.
Mehr zum Thema ‒ “Kein NATO-Binnensee”: Moskau zeigt Präsenz mit einem Großmanöver in der Ostsee.