Von Rainer Rupp
In der südlichen Karibik hat die USA eine bisher beispiellose militärische Präsenz etabliert, deren Absichten fragwürdig erscheinen. Offiziell dient dieser massive Aufmarsch dazu, Washingtons Kampf gegen bestimmte südamerikanische Drogenkartelle zu unterstützen, die von den USA als Terrororganisationen eingestuft wurden, darunter die “Tren de Aragua” aus Venezuela und das mexikanische “Sinaloa-Kartell”. Die Verlegung von sieben hochgerüsteten Kriegsschiffen, einem atomgetriebenen U-Boot und über 4.500 Soldaten und Marines unterstreicht die Entschlossenheit der Trump-Administration, eine entschiedene Machtdemonstration in dieser Region durchzuführen.
Die spezifische Auswahl der Schiffstypen — darunter Lenkwaffenzerstörer und amphibische Angriffsschiffe — deutet jedoch darauf hin, dass die strategischen Ziele der USA weit über die offiziell verkündete Bekämpfung des „Drogen-Terrorismus“ hinausgehen könnten. Die Einsatzzwecke dieser Schiffe, insbesondere ihre Fähigkeiten zur Durchführung von räumlich begrenzten Landeoperationen, weisen darauf hin, dass sie darauf ausgerichtet sind, Küstenabschnitte mit militärischer Unterstützung von See her zu erobern und dabei die vorhandenen Mittel wie Artillerie, Raketen und Helikopter einzusetzen. Die US-Marines, die auf den Schiffen stationiert sind, wurden speziell für solche Operationen ausgebildet.
Die verschiedenen Schiffsklassen und ihre Kapazitäten
Die US-Marine hat in der Karibik eine beeindruckende Flotte stationiert, die für umfangreiche militärische Einsätze konzipiert ist, darunter:
1. “USS Lake Erie (CG-70)” – Ticonderoga-Klasse, ein Lenkwaffenkreuzer mit dem Aegis-Kampfsystem für Luft-, U-Boot- und Oberflächenkriegsführung, ausgerüstet mit Tomahawk-Langstreckenraketen und Harpoon-Antischiffsraketen.
2. “USS Iwo Jima (LHD-7)” – Ein amphibisches Angriffsschiff der Wasp-Klasse, das in der Lage ist, bis zu 1.894 Marines sowie Hubschrauber und Landungsboote zu transportieren. Es nimmt derzeit an Übungen vor Puerto Rico teil.
3. “USS San Antonio (LPD-17)” und “USS Fort Lauderdale (LPD-28)” – Zwei amphibische Transportschiffe der San-Antonio-Klasse, die Marines, Fahrzeuge und Ausrüstung für schnelle Landeoperationen befördern.
4. “USS Gravely (DDG-107)”, “USS Jason Dunham” (DDG-109) und “USS Sampson (DDG-102)” – Drei Lenkwaffenzerstörer der Arleigh-Burke-Klasse, die flexibel für Luftabwehr, U-Boot-Abwehr und Angriffe auf Ziele an Land einsetzbar sind.
Hinzu kommt das schnelle Angriffs-U-Boot “USS Newport News“, das für verdeckte Operationen konzipiert ist. Berichten zufolge nehmen diese Schiffe an Übungen vor Puerto Rico teil, unterstützt von Aufklärungsflugzeugen wie der P-8 Poseidon.
Kontext der Militäroperationen
Die USA behauptet, dieser Aufbau diene der Bekämpfung von „Drogen-Terrorismus“, insbesondere gegen die seit Februar 2025 als ausländische Terrororganisation eingestufte „Tren de Aragua“. Der kürzlich erfolgte Angriff auf ein Schnellboot, bei dem elf mutmaßliche Gangmitglieder getötet wurden, wurde von Präsident Trump als notwendige Reaktion auf eine „unmittelbare Bedrohung“ verteidigt, stand jedoch auch international stark in der Kritik.
In einem scharfen Kontrast zu den offiziellen Angaben steigert die militärische Präsenz der USA in der südlichen Karibik die Spannungen mit Venezuela erheblich. Nachdem US-Präsident Trump die militärischen Operationen in der Region intensivierte, kündigte der venezolanische Präsident Nicolás Maduro an, das Land würde sich auf einen bewaffneten Widerstand vorbereiten. Maduro warnte:
“Sollte Venezuela angegriffen werden, würden wir zu einem organisierten bewaffneten Widerstand übergehen, um unser Land und unser Volk zu verteidigen.”
Daraufhin erfolgte in Venezuela eine umfassende Mobilisierung der Streitkräfte.
Strategische Überlegungen
Aus den Fähigkeiten der Schiffe und der geografischen Positionierung kann geschlossen werden, dass die USA eventuell größere militärische Operationen plant, welche möglicherweise auf einen Regimewechsel in Venezuela abzielen könnten. Unter dem Deckmantel der Drogenbekämpfung wird eine Flotte eingesetzt, deren Arsenal potenziell für weitaus größere und strategisch bedeutsame Operationen geeignet ist.
Ein fragwürdiger Vorwand?
Es ist kaum zu übersehen, wie bequem der Vorwand des Drogenkampfes für die USA kommt, wenn es darum geht, eine ganze Flotte in der Karibik zu stationieren. Diese militärische Aufrüstung scheint weniger darauf abzuzielen, Drogen-Transporte zu stoppen als vielmehr politische Ziele in der Region durchzusetzen.
Weiterführende Informationen – Die Rolle der Bolivarischen Miliz und Venezuelas Strategie der „integralen Verteidigung“ stehen im Mittelpunkt weiterer Analysen.