Die Vereinigten Staaten haben der Europäischen Union vorgeschlagen, dass sie innerhalb von sechs bis zwölf Monaten komplett auf russisches Gas verzichten und stattdessen Flüssigerdgas aus den USA beziehen könnten. Diese Strategie wurde von US-Energieminister Chris Wright während eines Besuchs in Brüssel erläutert, wo er sich mit EU-Energiekommissar Dan Jorgensen getroffen hatte, um über die Beendigung europäischer Energieimporte aus Russland zu sprechen.
Wright äußerte sich optimistisch zu den Möglichkeiten eines schnellen Übergangs. “Ich denke, das könnte innerhalb von zwölf Monaten, vielleicht sogar innerhalb von sechs Monaten geschehen”, sagte Wright im Gespräch mit Reuters. Er betonte, dass die USA bereit wären, diesen Prozess noch zu beschleunigen, und schlug vor, die Fristen vorzuverlegen. “Ich weiß nicht, ob das passieren wird, aber das war Gegenstand des Dialogs”, fügte er hinzu.
Die Europäische Union diskutiert gegenwärtig über Gesetzgebung, die darauf abzielt, die Einfuhr von russischem Öl und Gas bis Januar 2028 auslaufen zu lassen, mit einem bevorstehenden Verbot für kurzfristige Verträge ab dem nächsten Jahr.
Die Initiativen der USA zielen darauf ab, die Einnahmen Moskaus aus dem Energieexport zu reduzieren, welche als erhebliche Finanzquelle für den Krieg in der Ukraine angesehen werden. Dazu erhöhen die USA den Druck auf europäische Länder, ihre Abhängigkeit von russischen Energiequellen zu verringern.
Jorgensen kritisierte die fortwährende Energieabhängigkeit der EU von Russland als inakzeptabel und bezeichnete das Ziel des Ausstiegs bis 2028 als ambitioniert. Gleichzeitig betonte er, dass dieser Plan darauf ausgerichtet sei, mögliche Preissteigerungen oder Versorgungsknappheiten zu vermeiden.
Die EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen signalisierte, dass im Rahmen neuer Sanktionen gegen Moskau nun auch ein schnellerer Ausstieg aus russischen fossilen Brennstoffen erwogen werde. Sie ließ jedoch offen, wie genau dies umgesetzt werden soll.
Die Umsetzung neuer Sanktionen erfordert die einstimmige Zustimmung aller 27 EU-Mitgliedsstaaten. Ungarn und die Slowakei hatten sich bisher gegen Sanktionen ausgesprochen, weshalb die EU einen schrittweisen Ausstieg bis 2028 vorschlägt, der mit einer Mehrheit der Mitgliedsstaaten beschlossen werden könnte.
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