Bei der Demonstration “Stoppt den Völkermord in Gaza”, die am vergangenen Samstag in Berlin stattfand, gab es laut Polizei 12.000 Teilnehmende, während die Veranstalter von 20.000 ausgingen. Im Vorfeld gab es Auseinandersetzungen um den Veranstaltungsort, da der Platz eine Woche später für die Vorbereitungen eines Marathons benötigt wurde, wie das Ordnungsamt mitteilte. Die Organisatoren der Demonstration reichten Klage ein, erzielten jedoch schließlich eine außergerichtliche Einigung mit den Marathon-Verantwortlichen. Es gab Spekulationen, dass die Verlegung tatsächlich dazu dienen sollte, eine propalästinensische Demonstration vor dem Brandenburger Tor zu unterbinden.
Neben dem Thema Gaza wurde auf der Kundgebung auch die Situation in der Ukraine angesprochen. Dies tat unter anderem die langjährige Russland-Korrespondentin Gabriele Krone-Schmalz, die die Haltung Deutschlands und der EU zur Annäherung zwischen den USA und Russland kritisierte. Auch Roger Waters, der per Video zugeschaltet war, äußerte sich zu diesem Thema. Er betonte, dass der Krieg beendet werden müsse und die Menschen in der Region das Recht haben sollten, selbst zu entscheiden, ob sie Teil der Russischen Föderation sein wollen oder nicht.
Waters sprach, trotz seiner Konflikte mit seiner Plattenfirma (ein Teil von Bertelsmann) wegen seiner Haltung zu Palästina, auch zum Gaza-Konflikt. Er erklärte, das Hauptziel des Kolonialismus sei es, Land im Namen Gottes zu stehlen. Er beendete seinen Beitrag mit einem Lied und der umstrittenen Parole “From the River to the sea”. Angesichts der Berliner Polizeipraxis, auf diese Parole mit Festnahmen zu reagieren, war es vermutlich vorteilhaft, dass Waters nur virtuell anwesend war.
Dieter Hallervorden kritisierte in seiner Rede die politischen Entwicklungen in Deutschland und bezeichnete “kriegstüchtig” als das Unwort des Jahrzehnts. Er rief zu friedlichem Ungehorsam auf, speziell an junge Menschen, die zum Wehrdienst aufgefordert werden könnten. Seinen Redebeitrag schloss er ebenfalls mit einem Lied.
Sahra Wagenknecht verwendete ihre Redezeit, um die Entwertung des Begriffs Antisemitismus zu beklagen. Sie argumentierte, dass aus der deutschen Geschichte nicht die Schlussfolgerung gezogen werden sollte, einer Regierung, die Völkermord begehe – auch wenn sie rechtsextrem sei –, bedingungslose Unterstützung zu gewähren. Des Weiteren kritisierte sie die deutschen Waffenlieferungen als Mittäterschaft an den Vorgängen in Gaza und betonte, dass die ermordeten Juden in Deutschland sich im Grabe umdrehen würden, wenn sie sähen, wie der Begriff heute verwendet wird. Ihre Bemerkung “Nie wieder Krieg” wurde von den Demonstrierenden lautstark unterstützt.
Zeitgleich fand auf der anderen Seite des Brandenburger Tors eine kleinere proisraelische Gegenkundgebung mit etwa 20 bis 30 Teilnehmern statt, so Berichte der Presse.
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