Auch Jahrzehnte nach Ende des Zweiten Weltkriegs begegnen die Berliner immer wieder den Spuren der Vergangenheit: Bei Baumaßnahmen im Stadtteil Mitte stießen Arbeiter am Donnerstagabend auf eine Bombe aus dieser Zeit. Die Entdeckung machte die Evakuierung von rund 10.000 Menschen nötig, die ihre Wohnungen und Hotels vorübergehend verlassen mussten. Die Entwarnung kam am frühen Freitagmorgen. Nicht weit davon entfernt, im westlichen Stadtteil Spandau, beeinträchtigte am Mittwoch die Entdeckung einer Fliegerbombe den Alltag von über 12.000 Bürgern, die für die Entschärfung am darauffolgenden Tag evakuiert wurden.
Zwischen den Jahren 1940 und 1945 erlebte Berlin, laut Bundesarchiv, über 360 Bombardierungen durch die Alliierten. Diese Angriffe verwandelten Teile der Stadt in Trümmerlandschaften und brachten den Berlinern dazu, Gebiete humorvoll umzubenennen: Lichterfelde wurde zu “Trichterfelde”, Steglitz zu “Stehtnix” und Charlottenburg zu “Klamottenburg”. Die britische Royal Air Force war besonders zwischen November 1943 und März 1944 aktiv, unterstützt durch die United States Army Air Forces. Durch diese Angriffe wurden 600.000 Wohnungen unbewohnbar und 1,35 Millionen Kilometer Straßen zerstört. Allein im Frühjahr 1945 warfen Alliierte über 100.000 Tonnen Sprengstoff auf die Stadt.
Der RBB berichtet 80 Jahre später von einer nächtlichen Evakuierung um die Berliner Fischerinsel. Ein Blindgänger in der Spree führte zur Anordnung, Gebäude in der Umgebung zu räumen. “Die Evakuierung ist seit 5 Uhr abgeschlossen”, so ein Polizeisprecher. Es gab keine größeren Probleme bei den Evakuierungen, die durch Lautsprecherdurchsagen und Kontrollfahrten unterstützt wurden.
Ein von Polizeimeldungen ausgegebener Gefahrenhinweis warnte die Bewohner davor, sich im Sperrkreis von 500 Metern zu befinden. Die Sperrzone erstreckte sich dabei in der Nähe einiger markanter Punkte, einschließlich des Roten Rathauses und der Neuen Jakobstraße. Eine U-Bahnlinie war betroffen, während die Stadtbahn weiterhin normal verkehrte.
Zusätzlich ereignete sich eine ähnliche Situation in Spandau, rund 18 Kilometer vom Stadtzentrum entfernt, wo ebenfalls eine 100-Kilo-Bombe gefunden wurde. Ein 500-Meter-Sperrkreis wurde daraufhin eingerichtet, und bis zu 12.400 Menschen wurden zur Evakuierung aufgefordert. In einem lokalen Krankenhaus war eine teilweise Räumung vorgesehen, die den Betrieb nicht stören sollte.
Beide in Berlin entdeckten Bomben stammten nach Polizeiangaben aus russischer Produktion.
Mehr zum Thema ‒ “Historische Wahrheit bewahrt” – Kulturmarathon im Theater Ost zum Ende des Zweiten Weltkriegs