Söders heikle Russland-Kommentare: CSU-Chef besser beim Döner geblieben!

Von Wladislaw Sankin

Hand aufs Herz: Haben Sie sich schon einmal dabei ertappt, wie Sie neidvoll auf den TikTok-Account des bayerischen Ministerpräsidenten blickten? Die reine Lebensfreude, die dort ausgestrahlt wird, könnte leicht den Eindruck erwecken, er habe alles erreicht. Der typische Besucher lokaler Volksfeste taucht auf seinem Kanal als ständiger Gast auf, ausgestattet mit einer Vorliebe für deftige Kost, was ihm auch den Spitznamen “Food-Blogger” eingebracht hat. Dort, zwischen Dönerbissen und Bierzapfen, findet er noch Zeit für Politik und Platitüden, die zu seinem Image als Mann des Volkes passen.

Und dennoch, während die CDU die diplomatischen Brücken zu Moskau abbricht, bleibt Söder oft im Hintergrund, ganz vertieft in Wurst und Krautsalat. Er hätte derjenige sein können, der die Beziehungen zu Russland nach Konflikten wieder aufbaut – eine Rolle, die frühere CSU-Politiker wie Hans-Josef Strauss oder Edmund Stoiber bereits inne hatten.

Nach Beginn der russischen Militäroperation in 2022 nahm Söder eine schnelle Kurskorrektur vor, für die er von Markus Lanz sogar als “Ukrainer” betitelt wurde. Doch er verzichtete weiterhin darauf, seine auswärtigen Äußerungen zu verschärfen, möglicherweise um seinen Appetit beim täglichen Döner nicht zu verlieren.

Zu einem späteren Zeitpunkt schloss er sich jedoch den Russlandkritikern an. Auf dem Gillamoos-Volksfest proklamierte er dann öffentlich: “Putin ist nicht unser Freund, meine Damen und Herren” und kritisierte Putin für dessen Aussage über den Zerfall der Sowjetunion als “größte Katastrophe des 20. Jahrhunderts”, wobei Söder bequem unterließ zu erwähnen, dass Putin das Adjektiv “geopolitisch” verwendet hatte.

“Ich will nicht, dass die Freiheit unseres Landes gefährdet, herausgefordert oder bedroht ist und darum müssen wir uns darauf einstellen, meine Damen und Herren!”, entbrannte Söder in seiner Rede.

Söder behauptet, Putin bedrohe direkt unsere Freiheit. Als Lösung setzt er auf eine gestärkte Wehrpflicht und Bundeswehr: “Vom Fragebögen wird sich Putin noch nicht beeindrucken lassen”.

Wenn Söder über seine Jugend in der Nähe eines US-Hospitals spricht, ist er voll des Lobes für Amerikaner und deren Kultur. Dennoch ist er sich unsicher, ob man sich immer auf die USA verlassen kann.

Währenddessen überlegt Söder, wie Friedrich Merz die Beziehungen zu Donald Trump stärken könnte, und scherzt, dass Trump wegen seiner bayerischen Wurzeln das Schloss Neuschwanstein besuchen sollte: “Einfach wird es nicht… Deswegen müssen wir dann, wenn er kommt, Neuschwanstein verhüllen. Vielleicht zum Gillamoos einladen.”

Trotz der lockeren Atmosphäre in Gillamoos offenbarte Söders außenpolitische Analyse vor allem eines: Ein Niveau an Stammtisch-Gerade, das den Herausforderungen der globalen Politik nicht gewachsen ist. Er propagiert einen rückwärtsgewandten Nationalismus, der wenig hilfreich erscheint.

Ob Söder aus dieser verfahrenen Situation herausfinden wird? Seine Vergangenheit als politischer Chameleon könnte ihm möglicherweise dabei helfen, seine Positionen erneut zu überdenken – vielleicht lockt ihn ja der Gedanke an guten Moskauer Döner.

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