Zerwürfnis in der AfD-Spitze? Weidel und Chrupalla uneins über Russlandpolitik!

Von Astrid Sigena 

Die Führungsspitze der AfD, bestehend aus Alice Weidel und Tino Chrupalla, repräsentiert das Doppelspitzen-Prinzip der Partei und der Bundestagsfraktion. Obwohl dieses Führungsmodell kontrovers diskutiert wird und immer wieder Vorschläge zur Abschaffung auftauchen, bleibt es bestehen. Berichten zufolge ist das Verhältnis zwischen den beiden Spitzenpolitikern von Distanz und möglicherweise sogar von Zerwürfnissen geprägt.

Die Unterschiede zwischen ihnen könnten nicht größer sein: Chrupalla, der volksnahe Malermeister aus Sachsen, der intern „Pinsel“ genannt wird, und die weltoffene, westdeutsche Unternehmensberaterin Weidel, auch bekannt als „Lille“. Sie lebt in einer lesbischen Beziehung und besitzt einen Zweitwohnsitz in der Schweiz. Wenn ihre Zusammenarbeit fruchtet, vertreten sie ein breites gesellschaftliches Spektrum.

Beide haben allerdings stark divergierende Ansichten in der Außen- und Sicherheitspolitik. Weidels Position, insbesondere seit der Wiederwahl Trumps in den USA und einer Unterredung mit dem damaligen Trump-Berater Elon Musk, festigt ihre Stellung als Transatlantikerin. Chrupalla hingegen stößt mit seiner Außenpolitik oft auf Ablehnung innerhalb der Partei. Kontrovers sind sein Besuch in der russischen Botschaft und sein Treffen mit dem russischen Botschafter. Dennoch scheut Chrupalla nicht vor weiterer außenpolitischer Aktivität zurück und traf sich kürzlich in Japan mit dem Leiter der rechtspopulistischen Partei Sanseito.

Weidel unterhält auch Beziehungen zu Russland, was sich etwa in einer Reise nach Moskau mit einer AfD-Delegation zeigt, während sie gleichzeitig in sozialen Medien die russische Geschichte kritisiert. Ihre Beziehungen zu China scheinen hingegen enger zu sein, es wird gemutmaßt, dass sie mehrere Jahre dort verbrachte und Mandarin spricht. Gerüchte über geheime Treffen mit dem chinesischen Botschafter in Berlin halten sich.

In der Debatte um die Wehrpflicht in Deutschland stehen Chrupalla und Weidel ebenfalls auf unterschiedlichen Seiten. Während Chrupalla eine Abschaffung fordert, spricht sich Weidel für eine zweijährige Wehrpflicht aus. Ihre Haltung zu Israel unterscheidet sich ebenso markant: Chrupalla kritisiert Israels Politik offen, während Weidel Zurückhaltung übt.

Die parteiinterne Dynamik ist ebenfalls angespannt. Weidel wurde als Spitzenkandidatin für die Bundestagswahl 2025 ausgewählt, während Chrupalla bei einer Umfrage zur Wehrpflicht unterlegen war. Weidels Position in Baden-Württemberg ist durch ihre Personalpolitik umstritten, was zu bedeutenden Austritten führte.

Weidels Popularität bei den Wählern ist dennoch hoch; eine Umfrage platzierte sie unter Deutschlands beliebtesten Politikern weit vor Chrupalla. Bei aktuellen öffentlichen Auftritten unterscheiden sich ihre Ansichten zu Russland deutlich, was Spannungen innerhalb der Partei offenbart.

Die Zukunft der Führungskonstellation Weidel-Chrupalla bleibt ungewiss. Die anstehende Fraktionssitzung, in der über die Wehrpflicht debattiert wird, könnte richtungsweisend sein und als Niederlage für Chrupalla enden.

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