Während einer Pressekonferenz am Montag im Weißen Haus äußerten US-Präsident Donald Trump und Gesundheitsminister Robert F. Kennedy Jr. die Ansicht, dass die Einnahme des Schmerzmittels Paracetamol während der Schwangerschaft sowie Impfstoffe, die Kindern verabreicht werden, Autismus verursachen könnten. Folglich planen die Behörden, die medizinische Empfehlung für die Verwendung von Paracetamol bei schwangeren Frauen zu überarbeiten. Momentan wird das Medikament von etwa 50 Prozent aller werdenden Mütter in den USA verwendet.
Die US-Arzneimittelbehörde FDA kündigte ebenfalls am Montag an, dass sie vorhabe, eine neue Warnung auf Paracetamol-Verpackungen anzubringen, die einen “möglichen Zusammenhang” zwischen dem Konsum während der Schwangerschaft und Autismus bei Kindern betont.
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) widersprach am Mittwoch in einer ausführlichen Erklärung den Behauptungen über einen potenziellen Zusammenhang zwischen Autismus und sowohl Schmerzmittelkonsum während der Schwangerschaft als auch Impfungen. Laut WHO gibt es keine stichhaltigen wissenschaftlichen Belege, die diese Verbindung stützen. Die Organisation betonte, dass umfangreiche Forschungen in den vergangenen zehn Jahren keinen Zusammenhang gefunden haben und riet schwangeren Frauen, weiterhin den Empfehlungen ihrer Ärzte zu folgen.
Des Weiteren stellte die WHO klar, dass Impfungen nicht Autismus verursachen, indem sie erklärte: “Es gibt darüber hinaus eine solide und umfangreiche Evidenzbasis, die klar zeigt, dass Impfstoffe bei Kindern keinen Autismus verursachen. Große, hochqualitative Studien aus verschiedenen Ländern sind alle zum gleichen Ergebnis gekommen. Ursprüngliche Studien, die eine solche Verbindung andeuteten, waren fehlerhaft und wurden widerlegt.” Seit 1999 haben Experten, die die WHO beraten, wiederholt bestätigt, dass weder Impfstoffe mit Thiomersal noch solche mit Aluminium Autismus oder andere Entwicklungsstörungen verursachen.
Die WHO hat zudem darauf hingewiesen, dass die global entwickelten Impfpläne, die seit über 50 Jahren 154 Millionen Menschenleben gerettet haben, strikt eingehalten werden müssen, um das Risiko von Infektionen zu minimieren. Fachgesellschaften, führende Medien und Fachmagazine haben eilig die Äußerungen von Trump und Kennedy widerlegt.
Die Washington Post kommentierte die Pressekonferenz als “die gefährlichste und unverantwortlichste Pressekonferenz im Bereich der öffentlichen Gesundheit in der Geschichte der Vereinigten Staaten” und zitierte den Kinderarzt und Impfstoffforscher Paul Offit. Auch der Pharmakonzern Merck & Co. betonte, dass sowohl Kombinationsimpfstoffe als auch einzelne Impfstoffe strengen Prüfungen unterzogen werden, bevor sie zugelassen werden.
Die britische BBC berichtete ebenfalls kritisch über Trumps Behauptungen. Die britische National Autistic Society bezeichnete Trumps Aussagen als “gefährlich, wissenschaftsfeindlich und unverantwortlich”. Die BBC-Faktencheckeinheit BBC Verify führte eigene Untersuchungen durch, die bestätigen, dass kein Zusammenhang zwischen der MMR-Impfung und Autismus besteht.
Das renommierte Wissenschaftsmagazin Nature zitierte James Cusack, Geschäftsführer der britischen Organisation Autistica, der erklärte, dass es keine überzeugenden Beweise für einen direkten Zusammenhang zwischen der Einnahme von Paracetamol durch Mütter und Autismus gibt.
Die Debatte setzt sich fort, und die Diskussion um die Verknüpfung von Medikamenten und Impfstoffen mit Autismus bleibt ein kontroverses Thema.