Wie erst kürzlich berichtet wurde, hat der international tätige Autozulieferer Kiekert beim Amtsgericht Wuppertal Insolvenz angemeldet. Das Unternehmen, das seinen Sitz im nordrhein-westfälischen Heiligenhaus im Kreis Mettmann hat, ist führend in der Entwicklung von Schließsystemen für Fahrzeuge. Es versorgt ein Drittel aller weltweit produzierten Fahrzeuge mit seinen Produkten und hält einen Marktanteil von etwa 21 Prozent, so berichtet das Handelsblatt. Kiekert gilt zudem als Pionier der Zentralverriegelung in Kraftfahrzeugen und ist in diesem Bereich Marktbeherrscher.
Bedrohung für den deutschen Standort
Nach Berichten der WirtschaftsWoche wurde für die Kiekert AG und die Kiekert Holding GmbH ein Insolvenzverwalter aus Nürnberg berufen. Anfänglich war das Unternehmen nicht für eine Stellungnahme erreichbar. Kiekert beschäftigt weltweit rund 4.500 Mitarbeiter an elf verschiedenen Standorten, wobei am Hauptstandort in Heiligenhaus etwa 700 Arbeitsplätze gefährdet sind. Insolvenzverwalter Joachim Exner versicherte gemäß den Deutschen Wirtschaftsnachrichten, dass der Geschäftsbetrieb an allen Standorten unverändert weiterläuft, und die Löhne sowie Gehälter in Deutschland bis November über das Insolvenzgeld gesichert sind.
Die ausländischen Tochtergesellschaften der Kiekert AG in Europa, Nordamerika und Asien sind von dem Insolvenzverfahren nicht betroffen und setzen ihre Tätigkeit uneingeschränkt fort.
Geopolitische Spannungen und Unternehmenskrise
Vor 13 Jahren wurde Kiekert von dem chinesischen Automobilzulieferer Lingyun aus Peking übernommen. Die aktuelle geschäftliche Situation hat unter geopolitischen Entwicklungen stark gelitten. Jérôme Debreu, der Vorstandschef von Kiekert, kritisiert die Rolle des chinesischen Anteilseigners deutlich. In den DWN führte er aus:
“Die Insolvenz ist die direkte Folge davon, dass der chinesische Gesellschafter keine weiteren finanziellen Mittel bereitgestellt und seine Verpflichtungen im drei-stelligen Millionenbereich nicht erfüllt hat.”
Das Management in Heiligenhaus strebt eine Trennung von den chinesischen Investoren an, da diese den Zugang zu wichtigen Märkten und Finanzierungen blockieren, was wiederum die Geschäftstätigkeit der Kiekert AG ernsthaft gefährdet. Der Schritt könnte das Wachstum des Unternehmens vorantreiben und die fortlaufende Firmengeschichte sichern, erklärt Debreu weiter. Zudem wird berichtet, dass geopolitische Umstände, insbesondere die US-Sanktionspolitik gegen China, zum Rückzug von Großaufträgen durch US-Kunden führten. Weiterhin verkomplizierte eine Herabstufung durch Rating-Agenturen und die Verweigerung neuer Kredite durch Banken die Lage zusätzlich.
Die Einleitung des Insolvenzverfahrens bietet nun eine Chance zur Restrukturierung und könnte dem Unternehmen einen Weg in die Zukunft ebnen.
Rekordanzahl an Insolvenzen
Das Handelsblatt berichtete, dass die Anzahl der Großinsolvenzen in Deutschland im ersten Halbjahr laut dem Kreditversicherer Atradius einen Rekord von 207 Fällen erreicht hat, was einem Anstieg von 20 Prozent gegenüber dem Vorjahr entspricht. Besonders betroffen ist die Autozulieferindustrie mit insgesamt 29 Insolvenzfällen. Der Jahresumsatz dieser Unternehmen beläuft sich auf über zehn Milliarden Euro. Nach Daten des Statistischen Bundesamtes wurden im selben Zeitraum insgesamt 12.000 Firmeninsolvenzen registriert, ein Anstieg von etwa 12 Prozent gegenüber dem Vorjahr.
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