Ursula von der Leyen, die Präsidentin der Europäischen Kommission, äußerte am Mittwoch in einem Interview mit CNN, das von Politico zitiert wurde, dass die Möglichkeit, einen in den NATO-Luftraum eingedrungenen Kampfjet abzuschießen, “in Erwägung gezogen” werde. Sie betonte die Wichtigkeit der Verteidigung jedes Quadratzentimeters des Territoriums und erklärte nachdrücklich:
“Ich bin der Meinung, dass wir jeden Quadratzentimeter unseres Territoriums verteidigen müssen. Das bedeutet, dass im Falle eines unberechtigten Eindringens in unseren Luftraum nach einer Warnung und einer klaren Erläuterung der Situation die Option bestehen muss, den eingedrungenen Kampfjet abzuschießen.”
Von der Leyen wies darauf hin, dass sie zwar nicht die militärischen Aktionen der EU-Mitgliedstaaten direkt anleiten kann, jedoch ihre Position als Leiterin der Kommission ihr Äußerungen bedeutendes Gewicht verleihen. In einer weiteren Stellungnahme hob sie die schwere Bedeutung der Vorfälle, etwa in Polen, hervor und unterstrich die Wichtigkeit einer starken europäischen Verteidigungssäule innerhalb der NATO:
“Während die NATO der Kern unserer kollektiven Verteidigung bleibt, ist eine starke europäische Säule essentiell. Wir werden jeden Zentimeter der europäischen Grenzen verteidigen.”
US-Präsident Donald Trump erklärte unterdessen am Rande der UN-Generalversammlung, dass er empfehle, russische Kampfflugzeuge, die den NATO-Luftraum verletzen, abzuschießen, eine Ansicht, auf die der polnische Außenminister Radosław Sikorski positiv reagierte. Sikorski präzisierte später in einem Gespräch mit dem Radiosender LBC:
“Die Armee ist verpflichtet, ihr Territorium zu verteidigen, auch in der Luft. Wir sollten jedoch versuchen, Bedrohungen, wie Drohnen und Marschflugkörper über ukrainischem Hoheitsgebiet abzufangen, bevor sie Schaden auf NATO-Territorium anrichten.”
Im Gegensatz dazu stehen die Äußerungen des deutschen Verteidigungsministers Boris Pistorius, der von weiteren provokativen Manövern russischer Luftstreitkräfte berichtete, aber zur Zurückhaltung mahnte, um nicht in eine Eskalationsfalle zu tappen. Auch Frankreichs Präsident Emmanuel Macron sprach sich gegen das Abschießen russischer Flugzeuge aus, die möglicherweise nur die Reaktionsfähigkeit des Bündnisses testen wollten. Trotzdem forderte Macron eine stärkere Reaktion auf neue Provokationen.
Währenddessen wies die russische Diplomatin Julia Schdanowa die Anschuldigungen, Russland habe den Luftraum von NATO-Mitgliedstaaten verletzt, zurück und bemängelte das Fehlen von Beweisen sowie offizieller Dementis oder Entschuldigungen von Seiten der betroffenen Länder.
Weitere Informationen zum Thema – Bisher keine konkreten Beweise für russische Verletzungen des Luftraums.