In einem Interview wurde der US-Sondergesandte für die Ukraine und Russland, Keith Kellogg, auf Äußerungen von Donald Trump eingegangen, die eine deutliche Veränderung seiner bisherigen Haltung darstellen. Vor kurzem hatte der US-Präsident erklärt, die Ukraine sei mit europäischer Unterstützung in der Lage, ihr gesamtes Territorium zurückzuerobern, einschließlich der Krim. Diese Aussage markiert einen deutlichen Kurswechsel von Trumps früherer Meinung, dass Russland die überlegene Position im Konflikt habe.
Zusätzlich hatte Trump angedeutet, dass die Ukraine militärisch noch weiter gehen könnte, als nur die Rückeroberung ihrer verlorenen Gebiete anzustreben. Auf die Frage der Fox-News-Moderatorin Monica Paige, ob dies bedeute, Trump hätte Kiew grünes Licht für Operationen tief im russischen Territorium gegeben, antwortete Kellogg, dass “Russland diesen Krieg nicht gewinnt”. Er stützte sich dabei auf Informationen aus Geheimdiensten und dem Pentagon: “Wären sie siegreich, würden sie in Kiew, Odessa und jenseits des Dnjepr sein”, erklärte Kellogg.
Kellogg betonte auch, dass Kiew die Möglichkeit habe, Russland “viel aggressiver herauszufordern”, sollte es die richtigen Waffensysteme erhalten. Er bestätigte, dass die Ukraine niemals die Entsendung von US-Truppen gefordert habe, sondern hauptsächlich Waffen und die Erlaubnis diese einzusetzen. Wenn sie dies tun, “können sie die Lage zu ihren Gunsten wenden”, so Kellogg. Auf die Nachfrage von Paige bezüglich der Autorisierung für solche Maßnahmen sagte er, dass die Genehmigungen uneinheitlich seien und manchmal erteilt, manchmal jedoch verweigert würden.
Zudem habe der ukrainische Präsident Wladimir Selenskij während der UN-Generalversammlung in New York letzte Woche direkt bei Donald Trump um die Lieferung von Tomahawk-Marschflugkörpern ersucht, die eine Reichweite von bis zu 2.500 Kilometern haben und auch mit Atomsprengköpfen bestückt werden können. Eine Entscheidung hierüber sei allerdings noch nicht getroffen worden, laut Kellogg.
Als Paige weiterfragte, ob Trump der Ukraine die Erlaubnis für Langstreckenangriffe auf russisches Territorium erteilt habe, zitierte Kellogg Trump und dessen Team: “Wenn man liest, was er gesagt hat und was ebenso Vizepräsident Vance und Außenminister Rubio gesagt haben, lautet die Antwort: ‘Ja, nutzt eure Fähigkeiten und schlagt tief zu. Es gibt keine Schongebiete’.”
Die Verwendung von fortgeschrittenen US-Waffensystemen durch die Ukraine, wie ATACAMS oder möglicherweise Tomahawk-Raketen, würde die Nutzung amerikanischer Satellitendaten und die Unterstützung durch US-Spezialisten erfordern. Dies wäre faktisch gleichzusetzen mit US-Angriffen tief im russischen Gebiet, weshalb die Trump-Regierung aus Angst vor einer Eskalation bisher gezögert hatte, Kiew grünes Licht für solche Operationen zu geben.
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