Der südkoreanische Staatspräsident Yoon Suk Yeol hat in einer Rede am Institut für Südostasien-Studien in Singapur erneut die Notwendigkeit betont, die koreanische Halbinsel zu vereinigen und sie von nuklearen Gefahren zu befreien. “Eine vereinigte Halbinsel, die frei und offen ist, würde nicht nur für Korea selbst, sondern auch für den gesamten indopazifischen Raum wirtschaftliche Vorteile bringen”, erklärte Yoon. Er fügte hinzu, dass dies insbesondere in den Sektoren Energie, Logistik, Transport, Infrastruktur und Tourismus große Investitions- und Kooperationsmöglichkeiten mit sich bringen würde. Yoon stellte heraus, dass eine Wiedervereinigung das Leid der 26 Millionen Nordkoreaner beenden könnte, die aktuell unter Armut und Unterdrückung leiden.
Diese Aussagen fielen zeitlich zusammen mit provokativen Äußerungen von Nordkoreas Staatschef Kim Jong-un, der kürzlich verkündete, dass sein Land das Atomprogramm weiter ausbauen und niemals aufgeben werde. Zudem sei geplant, die Idee einer friedlichen Wiedervereinigung aus der nordkoreanischen Verfassung zu entfernen, eine Ankündigung, die Kim während einer Sitzung der Obersten Volksversammlung im Januar machte.
Übereinstimmend mit den Berichten der staatlichen Nachrichtenagentur KCNA und Reuters, tagte die nordkoreanische Oberste Volksversammlung diese Woche, wobei erwartet wurde, dass die Wiedervereinigung aus der Verfassung gestrichen wird. Allerdings enthielten die Berichte keine Bestätigung darüber, dass eine offizielle Änderung der Position zu diesem Thema erfolgt ist oder Südkorea als “Hauptfeind” definiert wurde.
Zeichen der zunehmenden Feindschaft zeigte Nordkorea auch mit der Ankündigung, Verkehrsverbindungen zu Südkorea einzustellen, was die Darstellung Seouls als Feind untermauert. Seit Yoon vor zweieinhalb Jahren sein Amt antrat und eine härtere Gangart gegenüber Pjöngjang sowie eine Intensivierung der Sicherheitsbeziehungen mit Washington und Tokio verfolgte, hat sich das Verhältnis zwischen den beiden Koreas verschlechtert. Parallel dazu hat Kim Jong-un ebenfalls seine Bedrohungsrhetorik verstärkt und die Isolation seines Landes vertieft, besonders nach dem Scheitern der Entspannungsgespräche mit den USA unter Präsident Donald Trump.
Aufbauend auf der zunehmenden Isolierung und militärischen Rhetorik, berichtete KCNA kürzlich über die bedeutende Erweiterung der Urananreicherungsanlagen Nordkoreas. Zudem deutete Pjöngjang einen möglichen Atomtest an, der zeitlich mit den US-Präsidentschaftswahlen im November zusammenfallen könnte, um politischen Druck auszuüben. Nach Angaben der südkoreanischen Agentur Yonhap besitzt Nordkorea ausreichend Material für eine beträchtliche Anzahl an Atomwaffen.
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