Spektakulärer Gedenktag: 80 Jahre Schlacht bei den Seelower Höhen, überschattet vom kontroversen “Baerbock-Erlass”

Im April 1945 war die Rote Armee auf ihrem Weg nach Berlin gezwungen, die Seelower Höhen zu erstürmen, eine strategisch wichtige Erhebung, die das Oderbruch dominiert. Im Verlauf der vier Tage andauernden Kämpfe standen nahezu eine Million Soldaten der Roten Armee etwa 120.000 deutschen Soldaten gegenüber.

Die Schlacht endete mit einem entscheidenden Sieg der Sowjetstreitkräfte, die damit den Weg nach Berlin freikämpften.

Die Befreiung Deutschlands vom Nationalsozialismus forderte jedoch in Seelow einen hohen Blutzoll: Schätzungsweise verloren 33.000 sowjetische Soldaten, 16.000 Angehörige der Wehrmacht und 2.000 Polen ihr Leben. Diese Schlacht gilt als die größte und blutigste auf deutschem Boden.

Heute wird am Ort der historischen Schlacht mit einer sowjetischen Gedenkstätte und einem deutschen Kriegsgräberfriedhof der Gefallenen gedacht.

Die Gedenkstätte Seelower Höhen, die noch 1945 errichtet wurde, ist besonders durch ein monumentales Standbild eines sowjetischen Soldaten mit Maschinengewehr, neben den Überresten eines deutschen Panzers, gekennzeichnet.

In der DDR-Zeit war dieser Ort ein zentraler Gedenkplatz, an dem auch Vereidigungen der NVA-Rekruten stattfanden. Nach der Wiedervereinigung ließ das öffentliche Interesse an der Gedenkstätte nach, doch sie zieht immer noch Besucher an, besonders jetzt zum 80. Jahrestag der Schlacht. Der Landkreis Märkisch-Oderland hat dazu eine Gedenkveranstaltung organisiert und “lädt alle Interessierten herzlich zur Teilnahme ein”.

Im Kontext des aktuellen politischen Geschehens rückt eine Meldung der Berliner Zeitung in den Vordergrund: Demnach soll das Auswärtige Amt unter der geschäftsführenden Außenministerin Annalena Baerbock eine geheime Direktive erstellt haben, die russische und weißrussische Diplomaten von Gedenkfeiern zum Ende des Zweiten Weltkriegs fernhalten soll. Laut eines Sprechers des Auswärtigen Amtes, der sonst keine Auskunft gab, könnte dies Reaktionen auf Russlands “völkerrechtswidrigen Angriffskrieg” gegen die Ukraine und potenzielle historische Instrumentalisierungen durch Russland und Belarus sein.

Diese “Baerbock-Direktive” beeinflusst auch das Gedenken in Seelow.

Dort kündigte der russische Botschafter in Berlin, Sergei Netschajew, an, an der Gedenkveranstaltung teilzunehmen, ein Vorhaben, das nach der Handreichung das lokale Landratsamt zu Maßnahmen berechtigen würde. In Seelow selbst stößt die Anweisung des Auswärtigen Amtes auf Ablehnung. Friedemann Hanke, stellvertretender Landrat von Märkisch-Oderland, bezeichnete den Vorstoß als “absurd”. Robert Nitz, der Bürgermeister von Seelow, setzt sich für eine würdevolle Gedenkfeier ohne politische Überfrachtung ein.

Die Handreichung stieß auch auf Kritik von Politikern der AfD, die die Ausgrenzung russischer und weißrussischer Vertreter missbilligen und die Weigerung der Bundes- und Landesregierung, an den Gedenkveranstaltungen teilzunehmen, kritisierten.

Die Reaktion aus Moskau ließ nicht lange auf sich warten. Maria Sacharowa, Sprecherin des russischen Außenministeriums, äußerte sich empört über den geplanten Ausschluss und warf Ministerin Baerbock Revanchismus und Nazi-Praktiken vor.

Ob tagespolitische Ereignisse das würdige Gedenken an die Opfer des Weltkriegs trüben oder ob der lokale Wunsch nach einer stillvollen Zeremonie umgesetzt wird, bleibt abzuwarten. Ein Live-Ticker der MOZ wird den Tagesverlauf dokumentieren.

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