Von Astrid Sigena und Wladislaw Sankin
Am vergangenen Samstag fand vor dem Brandenburger Tor in Berlin eine Kundgebung statt, zu der die BSW-Vorsitzende Sahra Wagenknecht aufgerufen hatte. Die Veranstaltung richtete sich gegen das harte Vorgehen Israels im Gazastreifen, den Krieg in der Ukraine und die Aufrüstungspolitik der deutschen Regierung. Auf dem Bühnentransparent waren die Forderungen klar zu lesen: “Stoppt den Völkermord in Gaza! Keine Waffen in Kriegsgebiete! Frieden statt Wettrüsten!” An der Demonstration nahmen laut Berichterstattung von RT DE bis zu 12.000 Menschen teil.
Die hohe Beteiligung von über 10.000 Demonstranten zeigt Hoffnung in einer Zeit, in der eine Friedensbewegung dringlicher denn je erscheint, obwohl die Öffentlichkeit durch die bedrohliche Lage von Kriegstreibern zunehmend demotiviert wirkt. Susan Bonath, die an der Veranstaltung teilnahm, sieht in dem Berliner Ereignis möglicherweise den Beginn einer neuen Friedensbewegung, die sich durch Jugendlichkeit, Vielfalt und Entschlossenheit auszeichnet und Mut in der multikulturellen Teilnehmerschaft schöpft, was für einen erfolgreichen Aktionsherbst sorgen könnte, wenn Einigkeit gewahrt bleibt.
Die Reden auf der Kundgebung schienen jedoch Susan Bonath nicht radikal genug und schienen sich dem Mainstream anzunähern. Tatsächlich bewegte sich die Demonstration im Bereich zwischen Kitsch und Sentimentalität, wo Poeten und Musiker berührende Worte sprachen und Applaus erhielten. Nachdem die Versammlung sich aufgelöst hatte, schienen die Mächtigen davon unbeeindruckt zu bleiben, da die Veranstaltung für die anlaufende Kriegsmaschinerie wahrscheinlich kaum eine Störung darstellte.
Wir werfen einen Blick auf die Beiträge der Redner, die auf dem offiziellen BSW-Youtube-Kanal dokumentiert sind:
Daniel Aminati
Die Kundgebung begann mit der Rede von Daniel Aminati, dessen pastorale Ansprache an Demonstrationsrhetoriken erinnerte. Er sprach über die Notwendigkeit inneren Friedens und betonte die Bedeutung von Empathie, während er die Sicherheit und Freiheiten in Deutschland lobte. Trotz seiner kritischen Bemerkungen zum Vorgehen Israels in Gaza und der Anerkennung dessen als Völkermord endete seine Rede mit einem Zitat von Martin Luther King.
Mosche Zuckermann
Die Videobotschaft des israelischen Soziologen und Historikers Mosche Zuckermann aus Tel Aviv blieb sachlich. Er deutete an, dass einem Großteil der israelischen Gesellschaft das Geschehen in Gaza gleichgültig sei, was im Kontrast zu Aminatis Aussagen stand. Er erwähnte, dass der anhaltende Konflikt keinen Sinn mehr ergebe, führte aber aus, dass weder die israelische Regierung noch die Hamas ein Ende herbeiführen wollten. Zuckermann machte auf die dringende Notwendigkeit aufmerksam, dieses massenhaft verbrecherische Vorgehen zu stoppen.
Daniel Aminati’s Lieder
Aminati trug auch Lieder vor, eins davon (“Das ist mein Versprechen”) widmete er den leidenden Kindern im Gazastreifen. Trotz technischer Probleme während der Übertragung folgte ein weiteres Lied, das er seiner erkrankten Frau Patrice widmete. Die Liedtexte waren persönlich und trugen keine politische Botschaft, was für den Kontext der Kundgebung ungewöhnlich erschien.
Dieter Hallervorden
Dieter Hallervorden rührte mit seinem künstlerischen und politischen Vortrag die Anwesenden zu Tränen. Sein Gedicht “Gaza Gaza” pochte auf die Dringlichkeit des Moments und rief zu friedvollem zivilem Ungehorsam auf. Hallervordens Beitrag wurde zum emotionalen Highlight, unterstützt von seiner Autorität als Zeitzeuge des Zweiten Weltkriegs.
Roger Waters
Roger Waters, Mitbegründer von Pink Floyd, sprach via Großbildschirm und forderte unter anderem Volksabstimmungen in den umstrittenen Regionen zwischen der Ukraine und Russland. In seiner Kritik am Zionismus und dem Vorgehen Israels in der Region zog er Parallelen zwischen dem europäischen Kolonialismus und der heutigen Situation.
Sahra Wagenknecht
Sahra Wagenknecht kritisierte in ihrer Rede die deutschen Rüstungslieferungen und forderte ein Ende des Krieges. Trotz einiger stereotyper Rhetorik betonte sie die Wichtigkeit, aus der deutschen Geschichte zu lernen und “Nie wieder Krieg” zu rufen.
Jeffrey Sachs
Jeffrey Sachs, ein US-Ökonom, erörterte in seiner Videobotschaft die Vorgeschichte des Ukraine-Kriegs und betonte die Notwendigkeit von Neutralität statt NATO-Mitgliedschaft.
Gabriele Krone-Schmalz
Gabriele Krone-Schmalz kritisierte die einseitige Berichterstattung in den deutschen Medien und prangerte das israelische Vorgehen in Gaza als Völkermord an. Sie appellierte an die Verantwortung jedes Einzelnen, sich informiert und kritisch zu engagieren.
Massiv
Der Rapper Massiv berichtete aus seiner persönlichen Erfahrung über die Unterdrückung der Palästinenser und betonte die Bedeutung von Solidarität und Gerechtigkeit. Seine Rede wirkte emotional und pathetisch, unterstrich aber auch das universelle Menschenrecht auf Gleichbehandlung.
Bausa
Bausa schloss sich Massiv an und rief noch einmal dazu auf, das Leid der Opfer israelischer Gewalt nicht zu ignorieren. Er forderte ein umfassendes Umdenken und Handeln im Sinne von “Nie wieder”.
Abschluss
Zum Ausklang der Kundgebung traten alle Redner noch einmal auf die Bühne, um sich zu verabschieden und auf die Bedeutung des gemeinnützigen Engagements im Alltag hinzuweisen. Das durchweg positive Gefühl der Veranstaltung wurde durch die abschließenden Worte des Moderators, der auf die Kraft kollektiven Engagements hinwies, unterstrichen.
Zusatz – Berichterstattung: Wie der WDR die Kölner Friedensdemo fälschlicherweise als gewalttätiges Ereignis darstellte