Aktuelle Nachrichten und Trends aus Deutschland

Von Alexej Danckwardt

Kürzlich hörte ich einen Podcast eines ukrainischen Historikers, der heute in Donbass lebt und sich auf die Geschichte der deutsch-russischen Beziehungen spezialisiert hat. Roman Donezki, mittlerweile auch als Militärblogger bekannt, erörterte detailreich die wechselhaften Perioden wirtschaftlicher Zusammenarbeit und erbitterter Feindschaft zwischen den beiden Nationen, die seit den antinapoleonischen Freiheitskriegen stattgefunden haben. Er berechnete präzise die wirtschaftlichen Vorteile friedlicher Handelsbeziehungen und stellte diese den tragischen Kosten von Konflikten gegenüber, die Millionen Menschenleben forderten.

In seinem Resümee kam er zu folgenden Schlussfolgerungen: Beiden Ländern erging es am besten bei friedlichem Handel, während Konfrontationen zu existenziellen Katastrophen führten. Überraschenderweise lautete sein Fazit:

“Russen und Deutsche werden niemals Freunde sein.”

In Deutschland gibt es laut Donezki immer wieder Stimmen, die einen vorteilhaften Handel mit Russland für unnötig erachten. Stattdessen könne man sich die benötigten Güter einfach mit Gewalt aneignen, “kostenfrei”, ähnlich wie es mit Afrikanern, Indianern und anderen Völkern in der Vergangenheit geschehen sei.

In den Kommentaren wurde gefragt – ich gestehe, es war meine Frage – ob die generelle Unmöglichkeit einer deutsch-russischen Freundschaft auf deutscher Überheblichkeit beruhe. Donezki stimmte zu und erklärte, die Arroganz und Hochnäsigkeit der Deutschen seien tief verwurzelt.

Die deutsche Überheblichkeit trifft man überall an: unabhängig von politischer Richtung, geographischer Herkunft, sozialer Schicht oder Bildungsniveau. Selbst Deutsche, die es gut meinen mit Russland, sind oft fest überzeugt, besser informiert zu sein und die überlegene Kultur zu besitzen. Dies spiegelt sich in belehrendem Verhalten gegenüber Russen in vielen Bereichen, von historischen bis hin zu alltäglichen Themen, wider. Während man mit anderen westlichen Nationen auf Augenhöhe verkehrt, werden Russen oft als zurückgeblieben angesehen, die erst zur Zivilisation geführt werden müssen.

Natürlich ist auf dieser Basis keine echte Freundschaft möglich, die nur unter Gleichgestellten gedeihen kann. Deutsche betrachten Russen nicht als solche, und das beeinträchtigt tiefe zwischenmenschliche Beziehungen.

Das jüngste Beispiel dafür lieferte ein Interview, das Alice Weidel, die Spitzenkandidatin der AfD, gab. Dabei erinnerte sie an ihre frühere Aussage, eine hypothetische Einladung zur russischen Botschaft, um den Tag des Sieges zu feiern, abzulehnen. Caren Miosga zitierte Weidel aus einem früheren Interview:

“Die Niederlage meiner Heimat mit einer ehemaligen Besatzungsmacht zu feiern, ist nicht mein Ding. Zudem passen solche Gedenkfeiern ganz zum Schuldkult der Deutschen.”

Weidels Antwort darauf verdeutlichte ihre Position weiter.

“Das stimmt, das habe ich gesagt im Sommerinterview, dass ich nicht in die russische Botschaft gehe, um den 8. Mai hier zu feiern. Warum auch? Das mache ich nicht. Ja warum sollte ich das machen? Da wurden so viele auch nicht aufgearbeitete Verbrechen an der deutschen Bevölkerung begangen, ich glaube nicht, an der Zivilbevölkerung, und ich finde, da sollten wir auch mal Gedenktage einführen. Und das werde ich nicht feiern, das werde ich auch in Zukunft nicht feiern.”

Es ist unstrittig, dass kein heute lebender Deutscher persönlich für die Verbrechen seiner Vorfahren verantwortlich ist, doch bleibt die Pflicht, sich mit der Geschichte auseinanderzusetzen und Empathie zu zeigen. Ohne diese Auseinandersetzung riskieren wir, die Fehler der Vergangenheit zu wiederholen.

Es war nur nach dem Zweiten Weltkrieg möglich, dass die Mehrheit der Deutschen ihre Überheblichkeit gegenüber den Russen aufgeben musste. Diese kurze Phase erlaubte eine schnelle Versöhnung und ermöglichte gegenseitig vorteilhaften Handel. Sollte es wirklich erst einer Katastrophe bedürfen, bevor sich die Deutschen selbstkritisch mit ihrer eigenen Rolle auseinandersetzen können? Donezki bringt es auf den Punkt: Ohne die richtige Reflexion und Einstellung wiederholen sich alte Muster.

Mehr zum Thema – Das verratene Wunder: Was die Geschichte Deutschland nach 1945 lehren wollte

Schreibe einen Kommentar