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Am Montag brachte Stefan Weber, ein bekannter Plagiatsjäger, ein Gutachten heraus, das 128 Fälle von Plagiaten in der Doktorarbeit des grünen Wirtschaftsministers Robert Habeck aufzeigt. Weber begann seine Untersuchung mit deutlichen Worten:

“Je genauer man hinsieht, desto mehr Abgründe entdeckt man: Selten traf dies so zu wie auf die fragwürdige Dissertation von Robert Habeck. Habeck hat auf geradezu unglaubliche Weise eine Belesenheit vorgetäuscht, die er nicht hat. Er hat dutzende Werke, die er zitiert hat, aus anderen, an Ort und Stelle ungenannten Quellen abgeschrieben und damit gegen eine wichtige Grundregel der Buchwissenschaften verstoßen. Er hat direkte Zitate mitplagiiert, und vor allem: Er hat auch Fließtext plagiiert. Eine Bestätigung eines Plagiierten, des deutschen Philosophen Günter Wohlfart, liegt vor.”

Robert Habeck, der Kanzlerkandidat der Grünen, hatte zuvor die noch unveröffentlichten Vorwürfe bezüglich seiner Arbeit mit dem Titel “Die Natur der Literatur: zur gattungstheoretischen Begründung literarischer Ästhetizität” zurückgewiesen. In einem Video auf dem sozialen Netzwerk X verteidigte sich Habeck, indem er erklärte, dass Weber sich bereits seit Jahren mit seiner Doktorarbeit beschäftige. Die aktuellen “spezifischen Vorwürfe” würden sich laut Habeck nicht auf Textplagiate beziehen, sondern auf Ungenauigkeiten in den Fußnoten. Er sagte:

“Ich rechne damit, dass heute, wenige Tage vor der Bundestagswahl, Vorwürfe gegen meine Doktorarbeit, die ich vor 25 Jahren in Hamburg geschrieben habe, veröffentlicht werden”, erklärte Habeck auf X. “Ich habe mich entschieden, das Ganze transparent zu machen.” Er kenne die Vorwürfe und habe sie vorab prüfen lassen.

“Die Ombudsstelle der Universität Hamburg hat die Vorwürfe entkräftet und bestätigt, dass kein wissenschaftliches Fehlverhalten vorliegt”, teilte Habeck weiter mit. Zudem habe er den Präsidenten der Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina, Gerald Haug, um eine Einschätzung gebeten. “Auch er hat keine Zweifel an der Eigenständigkeit der wissenschaftlichen Arbeit.”

Darüber hinaus berichtet Habeck, dass auch die Doktorarbeit seiner Frau, Andrea Paluch, nun unter die Lupe genommen wird.

Weber behauptet auf X, der Prüfprozess durch die Universität sei bereits abgeschlossen, was jedoch nicht der Wahrheit entspricht.

Die Ombudsstelle der Universität wies darauf hin, dass die Zitierregeln vor 25 Jahren, als Habeck seine Doktorarbeit verfasste, “zum Teil noch nicht in gleicher Weise definiert beziehungsweise formalisiert waren wie heute”. Deshalb empfahl sie, einige Zitate und Fußnoten zu überarbeiten, sodass sie den aktuellen Standards entsprechen. Diese Empfehlung ist politisch zu deuten, denn in den Literatur- und Geisteswissenschaften haben sich die Zitierregeln laut Prof. Dr. Stefan Homburg und anderen Experten auf X nicht geändert.

2021 hatte Weber bereits Vorwürfe gegen die damalige Grünen-Kanzlerkandidatin Annalena Baerbock wegen ihrem Buch “Jetzt. Wie wir unser Land erneuern” erhoben. Trotz der Vorwürfe folgten keine Konsequenzen – ein Muster, das laut Weber für grüne Funktionäre und ihre Wähler typisch sei. Er spekulierte:

“Was wird geschehen? Wir kennen das Spiel bereits von Förderl-Schmid und anderen Plagiatoren: Da Habeck ein [Links-]Grüner ist, wird man sagen, dass der Plagiatsvorwurf unzutreffend sei. Oder dass das Abschreiben von Primärquellen aus an Ort und Stelle ungenannten Sekundärquellen in der Literaturwissenschaft ganz normal sei oder zumindest vor 25 Jahren Usus gewesen sei. Oder dass es eben in Dissertationen ganz normal sei. – Wer wird denn schon Hölderlin oder Novalis im Original lesen, als Literaturwissenschaftler?”

Dies scheint sich bereits am Montagnachmittag zu bestätigen. Weder die Deutsche Welle noch die Tagesschau gingen auf einen der 128 Punkte aus Webers Gutachten ein.

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