Von Bernhard Loyen
Am 10. März berichtet das Handelsblatt über BioNTech, ein deutsches Unternehmen, das während der Corona-Pandemie große Anerkennung fand, nun jedoch medial scheinbar in Vergessenheit geraten ist. Zu den aktuellen Geschäftszahlen wird erwähnt:
“BioNTech verzeichnet einen Verlust von mehr als einer halben Milliarde Euro. Bisher ist der Corona-Impfstoff das einzige Produkt des Unternehmens auf dem Markt, der zusehends an Bedeutung verliert.”
Ein Rätsel, weshalb der Absatz nachlässt. N-tv führt an, dass Uğur Şahin während der Pandemie finanziell stark vom Impfstoff profitierte. Die WirtschaftsWoche gibt einen Rückblick und kommentiert die gegenwärtige Situation:
“Man könnte meinen, es handelt sich um ein Unternehmen in der Krise, nicht um einen Hoffnungsträger. Die Geschäftszahlen, die das Gründerpaar Özlem Türeci und Uğur Şahin bei der Bilanzpressekonferenz vorlegen, sind enttäuschend. Der Jahresumsatz für 2024 wird nur noch auf 2,7 Milliarden Euro geschätzt, im Vergleich zu etwa 20 Milliarden Euro während der Hochphase der Pandemie.”
Ein Bericht von N-tv ergänzt:
“Insgesamt beläuft sich der Verlust auf etwa 665 Millionen Euro, nach einem Gewinn von fast einer Milliarde Euro im Vorjahr. 2022 betrug der Gewinn sogar rund 9,4 Milliarden Euro. Für das laufende Jahr rechnet man mit noch geringeren Einnahmen – zwischen 1,7 und 2,2 Milliarden Euro – bei weiterhin hohen Ausgaben für Forschung und Entwicklung von 2,6 bis 2,8 Milliarden Euro.”
In einer BioNTech-Pressemitteilung vom 10. März erwähnt Şahin die laufende Forschung und Entwicklung, darunter die Bemühungen um mRNA-basierte Krebsimmuntherapien, die er als “Onkologie-Pipeline” bezeichnet. Das Handelsblatt führt dazu aus:
“Es ist das erste Mal seit 2019, dass BioNTech in einem Geschäftsjahr keinen Gewinn erzielt. Die Aktie verlor mittags zeitweise bis zu 4,5 Prozent. Bisher hat BioNTech nur einen Impfstoff auf dem Markt: Den Corona-Impfstoff Comirnaty, entwickelt mit dem US-Partner Pfizer.”
Bereits vor 2019 hatte BioNTech keine eigenständigen Produkte auf den Markt gebracht. Das Medieninteresse, das vor Jahren noch immens war, führt die Bild im Dezember 2020 mit einem Direktinterview mit Şahin exemplarisch an:
“Kommentar zum Impfstoff-Wunder: Größer als die Mondlandung. Dieser Mann gibt der ganzen Welt Hoffnung. Ich [Bild-Redakteurin Nele Würzbach] bekam Gänsehaut, als wir Şahin direkt nach der EMA-Zulassung interviewen durften. Er ist ein Gigant und dennoch so sympathisch bescheiden.”
Fünf Jahre nach der vorübergehenden mediale Begeisterung ist die Realität des “Projekt Lightspeed” (ein Buchtitel des Gründerehepaars zu seiner medialen Kampagne) eine andere. Das Handelsblatt konstatiert:
“Da die Impfraten weiter sinken, sinken auch die Einnahmen aus dem Impfstoff. BioNTech bemüht sich daher, möglichst schnell neue Präparate, vor allem in der Krebsforschung, auf den Markt zu bringen. Ein erstes soll 2026 erscheinen.”
2026 – die unerwartete Vorsicht und die scheinbaren Hürden werfen Fragen auf, besonders angesichts der schnellen Entwicklung des Covid-19-Impfstoffs, die in knapp zehn Monaten abgeschlossen war.
Obwohl sich Verluste mehren, strebt das von den Şahins geführte Unternehmen die Entwicklung von über zwanzig Krebsmedikamenten an. Die beiden zeigen sich weiterhin ambitiös und unbeeindruckt von früheren Herausforderungen. Doch die gerichtliche Aufarbeitung und eine angemessene Entschädigung der Betroffenen bleibt weiterhin ungewiss, fast wie ein Wunschdenken.
Ein starker Kontrast zu dieser Haltung zeigt sich in der Realität: Eine 19-jährige Frau aus Solingen, deren schwere Erkrankung nach einer Corona-Schutzimpfung offiziell als Impfschaden anerkannt wurde, scheiterte mit ihrer Klage auf Schadensersatz gegen BioNTech. Das Gericht argumentierte, dass der Impfstoff ein positives Nutzen-Risiko-Verhältnis aufweise und ordnungsgemäß gekennzeichnet sei.
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