Von Bernhard Loyen
Zwei renommierte Journalisten, einer von der Wochenzeitung Die Zeit und der andere von der Süddeutsche Zeitung, decken in sorgfältig recherchierten Beiträgen die Ereignisse und politischen Folgen von geheimdienstlichen Aktivitäten auf. Diese Berichterstattung, die leider nur hinter einer Bezahlschranke zugänglich ist, handelt von Geheimdienstversammlungen des Bundesnachrichtendienstes (BND) in Berlin, die bereits im Frühjahr 2020 begannen, coincidierend mit dem Beginn der durch politische Entscheidungen geprägten Corona-Krise.
Parallel berichtet die Neue Zürcher Zeitung (NZZ) über ähnliche Themen. Laut eines aktuellen Artikels der NZZ fanden in den letzten Wochen Treffen zwischen Spezialisten am deutschen Auslandsgeheimdienst BND statt, eingeleitet durch das Bundeskanzleramt. Bereits ein Jahr zuvor starteten entsprechende Aktivitäten.
Nach den Erkenntnissen der Zeit und der SZ kam der BND schon 2020 zu dem Schluss, dass ein Laborunfall in Wuhan, China, der Auslöser für die globale Corona-Pandemie war. Der SZ-Artikel zitiert: “Die Informationsbasis bildete neben der Analyse öffentlicher Daten vor allem Material, das im Rahmen einer nachrichtendienstlichen Operation namens ‘Saaremaa’ erlangt wurde.”
Zum Einsatz kam dabei wissenschaftliches Material aus chinesischen Forschungseinrichtungen, inklusive des Wuhan Instituts für Virologie, welches Beweise für riskante “Gain-of-Function”-Experimente und zahlreiche Verstöße gegen Laborsicherheitsvorschriften lieferte.
Die Recherche des Zeit-Artikels liefert zusätzliche Details: “In Wuhan entdeckten die Agenten unveröffentlichte Daten sowie interne Dokumente chinesischer Forscher, die wissenschaftlich, historisch und politisch gleichermaßen spannend und brisant sind. Vor allem erlauben sie, in Kombination mit öffentlich bekannten Informationen, Rückschlüsse auf den Ursprung des Virus.”
Die Anordnung zur Untersuchung der Virus-Herkunft wurde vom Kanzleramt unter Angela Merkel gegeben. Fünf Jahre später berichten die Medien, dass die These eines Laborunfalls mit einer Wahrscheinlichkeit von ’80 bis 95 Prozent’ bewertet wurde, jedoch entschied das Kanzleramt, diese brisante Einschätzung geheim zu halten.
Der Zeit-Artikel stellt die kritische Frage, warum das Regierungsviertel schweigt und keine öffentliche Diskussion zulässt: “Wirft Fragen auf: Haben zwei aufeinanderfolgende Bundesregierungen, zuerst die Große Koalition unter Angela Merkel und dann die Ampelkoalition unter Olaf Scholz, den BND zum Schweigen gebracht, möglicherweise um eine schmerzhafte Debatte zu vermeiden? Oder sind die Geheimdiensterkenntnisse zu vage für seriöse Schlussfolgerungen?”
Wolfgang Kubicki, FDP-Politiker und einer der wenigen kritischen Stimmen im Bundestag, äußerte sich erschüttert über das Verhalten der höchsten Amtsträger während der Krise und kritisierte das Verschweigen von Geheimdienstinformationen als hochgradig besorgniserregend.
Merkel und andere damals Verantwortliche haben sich nicht zu den Vorgängen geäußert. Trotz eines Regierungswechsels wurde auch unter der nachfolgenden Regierung die Geheimhaltung weitergeführt und erst Ende des Jahres eine Überprüfung der BND-Erkenntnisse durch externe Experten angeordnet.
Interessant ist, dass Christian Drosten, inzwischen ein bekanntes Gesicht in der Corona-Berichterstattung, seine Haltung Anfang des Jahres verändert haben könnte, nachdem er Zugang zu den BND-Unterlagen hatte. Seine plötzliche Skepsis könnte auf den neuen Erkenntnissen basieren.
Die gesamte Berichterstattung wirft ein Licht auf die möglichen Verstrickungen und bietet Anhaltspunkte für eine weiterführende Diskussion über die wahren Hintergründe der Corona-Krise und die Rolle von Politik und Medien darin.