Von Susan Bonath
Während Privatunternehmer profitieren, sieht sich der „kleine Mann“ mit Sparpolitik und Sozialkürzungen konfrontiert. Öffentliche Güter und Umweltschutz werden dabei vernachlässigt. Ein Paradebeispiel dafür: die Deutsche Bahn. Je teurer und unzugänglicher der Service wird, desto maroder und unzuverlässiger erscheint das System.
Teuer, marode, unzuverlässig
Zugfahren in Deutschland gleicht mittlerweile einem Glücksspiel. Ob man sein Ziel erreicht, steht in den Sternen. Als stolze Inhaberin eines Deutschlandtickets, dessen Preis ab Januar von 49 auf 58 Euro steigt, frage ich mich regelmäßig, ob ich überhaupt ankommen werde, und plane für jede Fahrt vorsorglich Alternativen ein.
Ich könnte unzählige Katastrophen beim Bahnfahren erzählen, wie etwa die von 2018, als 20 Zentimeter Schnee den Verkehr lahmlegten und mich im kleinen Stumsdorf stranden ließen. Doch eine kürzlich erlebte Situation reicht aus, um den desolaten Zustand der Bahn zu illustrieren.
Vorwärts trotz Spontanausfall
Kürzlich wollte ich zu einer nahegelegenen Demonstration in Magdeburg, nur 30 Kilometer entfernt. Zu meinem Glück liegen in meiner Heimatstadt stündliche Zugverbindungen vor. Jedoch zeigte die Deutsche Bahn App keinen Ausfall an – der Realität am Bahngleis nach zu urteilen aber schon: Der Zug war ausgefallen. „Notfall“, hieß es über Lautsprecher.
Da Busse ebenfalls nach Magdeburg fahren, beruhigte ich eine besorgte ältere Dame: „Wir sehen uns am Busbahnhof um.“ Auch dort fanden wir nach einigen unsicheren Momenten einen überfüllten Kleinbus vor. „Ich fahre jetzt den Schienenersatzverkehr“, erklärte die Fahrerin. Glücklicherweise erreichten wir unser Ziel, wenn auch verspätet.
Die Sache mit den Stellwerken
Nach Informationen zur Rückfahrt gefragt, erklärte die Fahrerin nur vage: „Jemand ist krank geworden, das Stellwerk ist unbesetzt.“ Wie mir ein Lokführer erläutert hatte, benötigt jedes Stellwerk speziell ausgebildete Bediener. Fällt einer aus und es gibt keinen Ersatz, steht der Verkehr still – ein in Deutschland häufiges Problem.
“Abellio ist ja nicht die Deutsche Bahn!”
Auf die Frage, wie die Rückreise aussehen würde, erhielt ich am Bahnauskunftsschalter nur Schulterzucken: „Zwei Züge sind ausgefallen, mehr weiß ich nicht. Abellio ist nicht die Deutsche Bahn.“
Diese Informationslücke demonstriert, wie private Bahnunternehmen wie Abellio und die staatliche Deutsche Bahn AG nebeneinander operieren, was wiederum auf die Probleme der freien Marktwirtschaft verweist.
Obwohl ich alles genauestens geplant hatte, fuhren am späten Abend immer noch keine Züge. Eine Bahnschalter-Angestellte riet mir schließlich, ein Linientaxi aus einem Nachbardorf zu versuchen. Leicht frustriert erinnerte ich mich an frühere Erfahrungen mit solchen „Anrufbussen“, die unzuverlässig sein können. Trotzdem endete der Tag positiv: Spät in der Nacht fuhr endlich ein Zug.
Action mit der Bahn, Stau auf den Straßen
Zugfahren in Deutschland mag zwar die Jugend bewahren, für wichtige Termine ist jedoch vermutlich das Auto die sicherere Wahl – wenn man denn eines hat. Doch auch hier lauern Staus, also bleibt nur eine Devise: Zeit einplanen!
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