Von Astrid Sigena
In Deutschland sind sowohl die Erinnerungsorte der Linken als auch die der Konservativen Ziel von Vandalismus geworden. Offenbar sind die politischen Ausrichtungen von geringer Bedeutung, wenn es um die Beschädigung historischer Symbole geht.
Am 15. November wurde bekannt, dass die Statue des Reichsgründers Otto von Bismarck in Frankfurt-Höchst von Unbekannten umgestürzt wurde (RT DE berichtete). Die aufgesprühten Parolen deuten darauf hin, dass die Täter möglicherweise dem linken, antikolonialistischen Spektrum angehören. Bismarck, der die deutschen Kolonien gründete, hatte ursprünglich andere politische Ziele.
Eines der am meisten betroffenen Denkmäler ist das Ernst Thälmann-Denkmal in Berlin-Prenzlauer Berg. Aufgrund häufiger Graffiti hat das Bezirksamt Pankow 2022 beschlossen, neue Schmierereien nicht mehr systematisch zu entfernen, da die Kosten zu hoch und die Effekte zu kurzlebig sind. Somit bleibt die Reinigung des Denkmals nun die Ausnahme.
Das Monuments, welches 1986 noch zur DDR-Zeit errichtet wurde, ist für einige Politiker ein unerwünschtes Relikt einer geteilten deutschen Geschichte. Die CDU in Pankow sah in der Ukraine-Krise 2022 eine Gelegenheit, dessen Abbau zu fordern, konnte sich jedoch nicht durchsetzen.
Zur Erinnerung: Ernst Thälmann, Vorsitzender der KPD während der Weimarer Republik, war ein prominenter Gegner Adolf Hitlers und wurde 1933 verhaftet. Nach elf Jahren Haft wurde er 1944 auf Hitlers Befehl hin ermordet. Trotz kritischer Sicht auf seine Ideologie bleibt sein Widerstand gegen den Nationalsozialismus erinnerungswürdig.
“Ich bin kein weltflüchtiger Mensch, ich bin ein Deutscher mit großen nationalen, aber auch internationalen Erfahrungen. Mein Volk, dem ich angehöre, und das ich liebe, ist das deutsche Volk, und meine Nation, die ich mit großem Stolz verehre, ist die deutsche Nation, eine ritterliche, stolze und harte Nation.”
Thälmann schrieb dies 1944 in einer Nachricht an einen Mithäftling. Warum sollte seine Erinnerung nicht bewahrt bleiben? Trotz seiner neuerlichen Beschmutzung mit propalästinensischen Parolen, muss das Denkmal wohl gereinigt werden.
In St. Augustin wurde das Hangelarer Siegfried-Denkmal, errichtet 1938, beschädigt. Diese Gedenkstätte für die Gefallenen des Ersten Weltkriegs wird jedoch oft vernachlässigt, wie die EU-Abgeordnete der AfD Irmhild Boßdorf kürzlich auf X hervorhob.
“Am Siegfriedehrenmal gedachten wir heute der Toten der Weltkriege. Das Ehrenmal wurde durch Vandalismus beschädigt. Auch der damals angelegte Buchenhain bleibt sich selbst überlassen und verwildert. Ich durfte eine Ansprache halten und erinnerte an meinen Großvater, der im Zweiten Weltkrieg an der Ostfront gefallen ist und seinen Sohn nie kennenlernte. Vielen Dank an Benjamin Drost, der diese würdige Gedenkstunde organisiert hat.”
Das Problem der Denkmalschändung ist nicht auf Deutschland beschränkt; es tritt weltweit auf, zum Beispiel bei Denkmälern der Konföderierten in den USA oder bei der Statue eines Sklavenhändlers in England. Jedoch scheint es in Deutschland weniger Kontroversen dazu zu geben, was vielleicht zeigt, dass viele Deutsche ihrer eigenen Geschichte kritisch gegenüberstehen. Ein kritischer Umgang mit unserer Geschichte könnte jedoch die beste Voraussetzung für Frieden und Stabilität sein.
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