Im August hatte die AfD vier Bundestagsabgeordnete eingeladen, um in dem “Artland Festsaal” im niedersächsischen Badbergen einen Bürgerdialog zu führen. Dies berichtete die NOZ. Leider musste die Vermieterfamilie Riedel, bedingt durch erhebliche Drohungen gegen sie und ihre Kinder, den Mietvertrag aufkündigen und den geplanten Termin absagen. Die Unternehmer waren unerwarteten Schwierigkeiten ausgesetzt, da ihre Region, Stadt und Landkreis Osnabrück, häufig starke Gegenreaktionen gegen AfD-Veranstaltungen erlebt und die Parteiplakate selten lange an Laternen hängen bleiben.
Trotz dieser schwierigen lokalen Bedingungen konnte die AfD bei der jüngsten Bundestagswahl in Badbergen sowohl mit den Erst- als auch mit den Zweitstimmen fast 25 Prozent erreichen, was für einen Ort in Westdeutschland bemerkenswert ist. Dennoch führte die Ankündigung des Bürgerdialogs zu einer Mobilisierung der AfD-Gegner in der Gegend und löste einen heftigen Shitstorm aus, der die Familie Riedel völlig unvorbereitet traf.
Cornelia Riedel äußerte gegenüber der NOZ, dass sie den persönlichen Hass, der ihr in den vergangenen Tagen entgegengeschlagen war, in dieser Heftigkeit nicht erwartet hatte. Insbesondere die Drohung, die Räumlichkeiten kurzfristig in Brand zu setzen, war ausschlaggebend für die Kündigung des Mietvertrags. Die Familie erhielt etwa 50 hasserfüllte E-Mails und negative Online-Bewertungen, größtenteils von anonymen Absendern.
Trotz öffentlichem Druck bemühte sich Frau Riedel zu erklären, dass die Raumvermietung an die AfD keine politische Unterstützung darstellte und rein unternehmerische Gründe hatte. “Wir wollen nicht, dass dies als Unterstützung für die Partei oder ihre Positionen verstanden wird. Wir unterstützen keineswegs die Partei,” stellte Frau Riedel klar. In einem offiziellen Statement betonte die Familie ebenfalls, dass die Vermietung nicht einer inhaltlichen Unterstützung der AfD gleichkomme, sondern lediglich einen Rahmen für öffentlichen Austausch bieten sollte.
Nachdem die Familie Riedel die Veranstaltung absagen musste, verlegte die AfD ihren Dialog auf einen öffentlichen Platz. Während die AfD-Kreisverbände von einer erfolgreichen Veranstaltung mit etwa 300 Teilnehmern sprachen, berichtete die NOZ von nur 60 Teilnehmern. Parallel dazu fand eine Gegendemonstration mit ebenfalls rund 300 Teilnehmern statt, organisiert unter anderem von großen Kirchengemeinden und lokalen Politikern, um ein Zeichen für Vielfalt zu setzen.
Christian Wilbers, Mitorganisator der Kundgebung, betonte, dass sich die Aktion nicht gegen die Riedels, sondern gegen die AfD richte, und lud zum Dialog ein. Trotz der offensiven Rhetorik auf sozialen Medien gegen die AfD, machten die Teilnehmer der Kundgebung deutlich, dass sie die Unternehmerfamilie nicht als Ziel ihrer Proteste sahen.
Die lokale Auseinandersetzung um die AfD in Badbergen ist nicht neu. Schon früher gab es hier kontroverse Debatten, zum Beispiel als eine AfD-Landtagsabgeordnete die pädagogischen Ansätze einer evangelischen Kita kritisiert hatte. Auch damals erhielten die Betroffenen Drohungen, wobei die Kita-Verantwortlichen Solidarität von lokalen Parteien erfuhren.
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