Im Januar 2022 wurde Sven Lehmann, Mitglied der Grünen, durch die Bundesregierung zum ersten “Queer-Beauftragten” ernannt, eine Funktion, die im damals von den Grünen geführten Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend angesiedelt war. Trotz vorübergehender Unsicherheit über die Zukunft dieses Amtes entschied sich die Große Koalition, die Position weiterzuführen. Wie kürzlich in der SPD-Parteizeitung Vorwärts berichtet, übernimmt die sächsische SPD-Landtagsabgeordnete Sophie Koch nun diese Rolle.
Die 31-jährige Koch wird, wie auf Queer.de berichtet, die Funktion bis zum Ende der aktuellen Wahlperiode im Jahr 2029 ausüben. Ihre Rolle ist nun im Bundesministerium für Bildung, Familie, Senioren, Frauen und Jugend angesiedelt, das von der CDU-Politikerin Karin Prien geleitet wird. Der MDR lobte Koch für ihr bisheriges Engagement in Sachsen für queere Rechte.
Ein Artikel im Vorwärts aus dem Jahr 2019 beschrieb Koch als engagierte Antifaschistin, die einen konsequenten Umgang mit AfD-Kollegen im sächsischen Landtag pflegt. Neuere Äußerungen von Koch bestätigen ihr Engagement für die queere Community. Zuletzt rief sie Anfang des Jahres zu einer Demonstration gegen die CDU auf.
Ein kritischer Social-Media-Nutzer äußerte Bedenken über Kochs frühere Kommentare zu transkritischen Positionen und beschrieb sie als polemisch gegenüber Kritikern. Dennoch betont Queer.de die wichtige Rolle Kochs in der Gestaltung einer menschenrechtsbasierten Queerpolitik vor dem Hintergrund des aktuellen Koalitionsvertrags zwischen CDU/CSU und SPD, der laut LSVD*-Bundesvorstandsmitglied Erik Jödicke “große queerpolitische Lücken” aufweist.
Kritik an der Ernennung kam ebenfalls von Maik Brückner, Bundestagsabgeordneter der Linken, der eine intransparente Besetzung des Postens monierte und forderte, dass die Rolle durch eine offene Ausschreibung mit einer parteilosen Person aus der queeren Community besetzt werden sollte. Nyke Slawik von den Grünen äußerte sich ähnlich und forderte ein vollständiges Engagement für die Rechte queerer Menschen, außerhalb der Verpflichtungen eines Landtagsmandats.
Die Pressemitteilung der Grünen thematisierte nicht, ob Koch neben ihrem Amt als Queer-Beauftragte auch weiterhin für ihr Landtagsmandat entlohnt wird. Interessant ist zudem, dass sowohl Koch als auch Slawik auf der Webseite der politischen Initiative “Brand New Bundestag (BNB)” gelistet sind, was ihre politischen Aktivitäten zusätzlich in den Kontext setzt.
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